fällig am selben Tage den letzten Gang geschritten, auch hier ein- ander stützend und stärkend, aufrecht und standhaft, versöhnt mit Gott und den Menschen zum wer will es bezweifeln? Vater im Himmel.

10. Kapitel Zum Tode verurteilte SS -Männer

Die von den SS -Gerichten verurteilten SS -Männer wurden in Sta- delheim nur verwahrt, bis ihr Todesurteil von Himmler bestätigt wurde, was oft viele Monate dauerte. Dann wurden sie von SS -Leuten abgeholt, ins Lager Dachau oder Freimann gebracht und dort nach 2 Stunden vor versammelter Mannschaft erschossen ohne vorher geistlichen Zu- spruch und Sakramentsempfang zu erhalten. Mancher hat mir verspro- chen, noch in seiner letzten Stunde zu schreiben, und einige haben dies auch getan. Mit SS -Feldpost erhielt ich folgende zwei Briefe aus den Jahren 1940 und 1942:

Sehr geehrter Herr Pfarrer! Um mein Ihnen gegebenes Verspre- chen einzulösen, will ich Ihnen hier noch ein paar Zeilen schreiben. Um 8.30 Uhr ist es nun beendet. Ich tue diesen letzten Gang ganz gefaßt und habe nur eine Sorge um meine Mutter. Wenn es nicht unbescheiden

von mir ist, so möchte ich Sie bitten, ihr ein paar Zeilen zu schreiben und ihr mitzuteilen, daß ich aufrecht und tapfer war und ihr als meinen letzten Wunsch mitzuteilen, daß sie genau so sein soll. Ich danke Ihnen für den Trost, den Sie mir in meinen letzten Lebenstagen gegeben haben und scheide mit dem Glauben an ein besseres Leben im Jenseits.

Ihre.«

Der andere Abschiedsbrief, dessen Schreiber aus der Kirche aus- getreten war, lautete:

Sehr geehrter Herr Pastor! Wenn Sie diese Zeilen lesen, bin ich nicht mehr auf dieser Welt. Es treibt mich, Ihnen nochmals für alles zu danken, was Sie mir in den letzten drei Wochen draußen in Stadel- heim getan haben. Durch Ihre Hilfe konnte ich zu einer inneren Ruhe kommen. Sie haben mitgeholfen, daß ich nicht an mir selbst verzweifelt bin, sondern eingesehen habe, daß alles noch seine höhere Bestimmung hat. Ich kann Ihnen aus innerster Überzeugung gestehen, daß ich nicht verzweifelt oder hoffnungslos in den Tod gehe, sondern mit der Hoff- nung und dem Gedanken, daß meine Seele in den nun für mich kom-

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