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so etwas höre ich mir garnicht an." Und so ging das immerfort. Da Ich ich ohnehin wusste, was rauskam, war mir das alles ganz gleich. sah ihm eisig in die Augen, was er offenbar nicht schätzte, und plötzlich konnte ich nicht umhin zu lächeln. Das ging nun zu den Beisitzern, die links und rechts von Freisler sassen und zu Schulze. Den Blick von Schulze hättest Du sehen sollen; ich glaube, wenn ein Mensch von der Brücke über den Krokodilteich im Zoo herunterspringt, so kann der Aufruhr nicht grösser sein. Na schön, damit war das Thema erschöpft. Nun kam aber Kreisau. Und da hielt er sich nicht lange bei den Präliminarien auf, sondern steuerte schnurstracks auf zwei Dinge los: a) Defaitismus, b) das Aussuchen von Landesverwesern. Über beides neue Tobsuchtsanfälle gleicher Güte, und als ich mit der Verteidigung dritter kam, das alles sei aus dienstlicher Wurzel hervorgegangen Tobsuchtsanfall: alle Behörden Adolf Hitlers arbeiten auf der Grund­lage des Sieges, und das ist im OKW nicht anders wie wo anders. So etwas höre ich mir garnicht an, und selbst wenn es nicht so wäre, so hat eben jeder einzelne Mann die Pflicht, selbständig den Siegesglauben zu verbreiten. Und so in langen Tiraden.

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Nun kam aber die Quintessenz: Wer war denn da? Ein Jesuiten. pater! Ausgerechnet ein Jesuitenpater! Ein protestantischer Geist­licher, 3 Leute, die später wegen Beteiligung am 20. Juli verurteilt worden sind. Und kein einziger Nationalsozialist. Kein einziger. Und da will ich doch nur sagen: ,, Nun ist aber das Feigenblatt ab." Ein Jesuitenpater, und ausgerechnet mit dem besprechen Sie Fragen des zivilen Widerstandes. Und den Jesuitenprovinzial, den kennen Sie auch. Und der war auch einmal in Kreisau. Ein Jesuitenprovinzial, einer der höchsten Beamten von Deutschlands gefährlichsten Feinden, der besucht den Grafen Moltke in Kreisau. Und da schämen Sie sich nicht. Kein Deutscher kann doch einen Jesuiten auch nur mit der Feuerzange anfassen. Leute, die wegen ihrer Haltung von der Ausübung des Wehrdienstes ausgeschlossen sind. Wenn ich weiss, in einer Stadt ist ein Jesuitenprovinzial, so ist das für mich fast ein Grund, gar nicht in die Stadt zu gehen. Und der andere Geistliche. Was hat der dort zu suchen? Die sollen sich ums Jenseits kümmern, aber uns hier in Ruhe lassen.- Und Bischöfe besuchen Sie. Was haben Sie bei einem Bischof, bei irgendeinem Bischof verloren? Wo ist Ihre Befehlsstelle? Ihre Befehlsstelle ist der Führer und die NSDAP . Für Sie so gut wie für jeden andern Deutschen , und wer sich seine Befehle in noch so getarnter Form bei den Hütern des Jenseits holt, der holt sie sich beim Feind und wird so behandelt werden. Und so ging das weiter. Aber das war in einer Tonart, der gegenüber die früheren Tobsuchts­anfälle noch wie das sanfte Säuseln eines Windes waren.

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Ergebnis der Vernehmung gegen mich"- denn zu sagen ,, meiner Vernehmung" wäre Quatsch ganz Kreisau und jede dazu gehörige Teilunterhaltung ist Vorbereitung zum Hochverrat.

Ja richtig, das muss ich noch sagen: nach diesem Höhepunkt ging

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