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hier die Form: Vortrag von Freisler , in den man Antworten, Einreden, eventuell neue Tatsachen einbauen kann; besteht aber die Möglichkeit, dass man damit den Duktus stören könnte, so wird er ungeduldig, Der Aufbau zeigt an, dass er es doch nicht glaubt, oder brüllt einen an. für Kreisau so: zuerst waren es allgemeine Erörterungen mehr grund­sätzlicher Art, dann wurde der praktische Fall der Niederlage erörtert, und zum Schluss wurden Landesverweser gesucht. Die erste Phase möge noch angehen, obwohl überraschend sei, dass alle diese Bespre­chungen ohne einen einzigen Nationalsozialisten stattfanden, dafür aber mit Geistlichen und lauter Leuten, die sich später am 20.7. beteiligt hätten. Die zweite Phase aber sei bereits schwärzester Defaitismus allerdunkelster Art. Und das Dritte offene Vorbereitung zum Hoch­verrat. Dann kamen die Münchener Besprechungen dran. Das stellte sich zwar alles als viel harmloser heraus, als es in der Anklage stand, aber es hagelte Pflaumen gegen die katholischen Geistlichen und gegen die Jesuiten Zustimmung zum Tyrannenmord- Mariano, usw. Das alles mit uneheliche Kinder, Deutschfeindlichkeit usw. Gebrüll mittlerer Art und Güte. Auch die Tatsache, dass Delp bei den Besprechungen weggegangen war, die in seiner Wohnung stattfanden, wurde ihm als echt ,, jesuitisch" zur Last gelegt: ,, Gerade dadurch dokumentieren Sie ja selbst, dass Sie genau wussten, dass da Hochverrat getrieben wurde, aus dem Sie gerne das Köpfchen mit der Tonsur, den geweihten, heiligen Mann heraushalten wollten. Der ging derweil wohl in die Kirche, um dafür zu beten, dass das Komplott auch in Gott wohlgefälliger Form gelänge." Dann kam Delps Besuch bei Stauffen­ berg dran. Und schliesslich die am 21.7. erfolgte Mitteilung Sperrs, dass Stauffenberg ihm Andeutungen über einen Umsturz gemacht habe. Bemerkenswert in der Die beiden letzten Punkte gingen glimpflich ab. ganzen Vernehmung, dass in jedem zweiten Satz von Freisler irgendwie vorkam: ,, der Moltke- Kreis" ,,, Moltkes Pläne"," gehört auch zu Moltke" usw. Als Rechtsgrundsätze wurden verkündet: ,, Der Volks­ gerichtshof steht auf dem Standpunkt, dass eine Verrattat schon der begeht, der es unterlässt, solche defaitistischen Äusserungen wie die von Moltke, wenn sie von einem Mann seines Ansehens und seiner Stellung geäussert werden, anzuzeigen."- ,, Vorbereitung zum Hochverrat be­geht schon der, der hochpolitische Fragen mit Leuten erörtert, die in keiner Weise dafür kompetent sind, insbesondere nicht mindestens irgendwie der Partei angehören." ,, Vorbereitung zum Hochverrat begeht jeder, der sich irgendein Urteil über eine Angelegenheit anmasst, die der Führer zu entscheiden hat."- Vorbereitung zum Hochverrat begeht, der zwar selbst jede Gewalthandlung ablehnt, aber Vorberei­tungen für den Fall trifft, dass ein anderer, nämlich der Feind, die Regierung mit Gewalt beseitigt, dann rechnet er eben mit der Gewalt des Feindes." Und so ging es immer weiter. Daraus gibt es nur einen Schluss: Hochverrat begeht, wer dem Herrn Freisler nicht passt. Dann kam Sperr. Der zog sich aus der Kreisauer Affaire

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