Erwürgten oft noch lange Zeit und konnte der Tod erst nach Stunden bzw. erst nach dem Auftreten der Totenflecken festgestellt werden! In­folge dieser grausamen, selbst das Mittelalter in den Schatten stellenden Hinrichtungspraxis ist der langjährige Gefängnisarzt, der pflichtgemäß allen Exekutionen beiwohnen und den Tod feststellen mußte, innerlich und äußerlich zerbrochen.

Aber auch gegenüber den unglücklichen Angehörigen der Todes­kandidaten wurde in herzlosester Weise vorgegangen. Sie wurden nicht einmal mehr offiziell von der Urteilsvollstreckung verständigt, sondern lasen diese in der Zeitung oder an den rosa Zetteln der Plakatsäulen. Sogar die Herausgabe und Bestattung der Leichen der Hingerichteten ( auf eigene Kosten der Hinterbliebenen) wurde bei politischen ,, Ver­brechern" verweigert, sie mußten den Anatomien übergeben oder, als diese wegen Überfüllung nicht mehr aufnahmefähig waren, in Massen­gräber eingescharrt werden und erhielten weder Kreuz noch Namens­schild, sodaß die Stätte ihrer letzten Ruhe bei vielen nicht mehr auf­findbar ist. Ihre Namen aber sind so dürfen wir zu Gottes Barm­herzigkeit hoffen- ,, im Himmel angeschrieben" und ,, im Buche des Lebens" zu finden...

-

3. Kapitel

Gedanken und Gedichte hinter Gittern

Der Außenstehende kann sich kaum vorstellen, welchen Eindruck die Gefängnishaft auf das menschliche Gemüt macht, das mit der Chok­wirkung plötzlicher Verhaftung, der zermürbenden Ungewißheit vor der Gerichtsverhandlung oder gar mit der täglichen Möglichkeit der bevorstehenden Hinrichtung fertig werden muß. Man könnte darüber eine ganze Gefängnis- Psychologie schreiben. Nur einige Beispiele sollen zeigen, daß neben dem allbekannten Galgenhumor nicht selten innere Vertiefung und Bereicherung, ja ein Gotterleben Platz greifen können, die hernach als väterliche Führungen im Sinne des Apostelwortes aus Römer 8, 28 erscheinen und dankbar gerühmt werden, so daß sie keiner missen möchte.

Ein Beispiel von Galgenhumor hat mein katholischer Spezial­kollege, Oberpfarrer Karl Kinle, mit dem ich in harmonischer Arbeits­gemeinschaft verbunden war, bis er sich infolge seiner aufopferungsvol­len Tätigkeit in der Armensünderzelle völlig aufgezehrt hatte und am 20. Dezember 1941 allzu früh gestorben ist, zu späterer Veröffent­

13