Was kann das sein?

Wenn es auf den Betonrand fiel, hörte es sich fast so an wie kleine Kieselsteine. Aber nein, der Klang war noch anders, hohler. Ja, was mag das wohl sein?

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Dies schaurige Schauspiel war inzwischen beendet. Die Schritte draußen begaben sich zum Auto. Es setzte sich wieder in Gang und rollte ab. Wir gingen in den Tages­raum zurück. Noch lange unterhielten wir uns, wobei ich meine Vermutungen zum Ausdruck brachte, aber noch nichts beweisen konnte.

Lange fand ich keinen Schlaf, immer wieder mußte ich über das Geschehene nachdenken.

,, Heute sind sie es, morgen können wir's schon sein!" Als am nächsten Morgen die Arbeitskommandos aus­marschiert und kein großer Verkehr mehr im Lager war, ging ich unauffällig an dem Gully von Block 50 und dem an der Effektenkammer vorbei.

Sieh da, das Rätsel war gelöst, der Beweis für meine Vermutungen lag da. Asche und verbrannte Knochenreste! Beim nochmaligen Vorbeigehen hob ich einige unauf­fällig auf und steckte sie in die Tasche. Kurz darauf legte ich sie einem Spezialisten vor, der mir nach genauer Besichtigung kurzerhand erklärte, daß es sich hier um Menschenknochen handele. Das genügte mir.

Am vorhergehenden Tage waren wieder einige Hundert russischer Kriegsgefangener gebracht worden. Jedoch nicht ins Lager, sondern nach dem Pferdestall. Nach der Erschieẞung waren sie im Krematorium sofort verbrannt worden. Der Schornstein zeigte den ganzen Tag bis spät in die Nacht starke, dicke Rauchschwaden. Oft züngelten die Flammen an der Öffnung des Schlotes. Die Luft war erfüllt von dem Geruch verbrannten Fleisches.

Und in der vergangenen Nacht hatte man die unver­brennbaren Reste der Toten in die Kanalisation geschüttet.

Frühjahr 1942! In einer langen Reihe, einer neben dem anderen, graben wir die Erde zur Neubestellung in der Gärtnerei Buchenwalds um. Oftmals standen wir bis über

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