Menschenknochen
Ein anderes Problem war die Entfernung der Asche. So wie bei allen noch nicht eingespielten Dingen erst Erfahrungen notwendig sind, so wurden auch hier in der Eile unüberlegte Handlungen begangen. Nachts gegen 21 Uhr war es. Nach Erledigung meiner laufenden Arbeiten als Blockältester hatte ich noch verschiedene Zeitungen durchgeschmökert. Bis auf die Nachtwache war alles schlafen gegangen. Durch den Spalt der halbgeöffneten Schlafsaaltür hörte man das ,, Sägen" einiger schnarchenden Menschen. Nur das Heulen des Windes bis in den Ofen herunter unterbrach die Stille.
Mitten in die Unterhaltung zwischen der Nachtwache und mir war plötzlich das Dröhnen eines schweren Motors zu hören. Schon vernahmen wir das Gerumpel eines Lastkraftwagens. Dies alles um Mitternacht im Häftlingslager. Eine vollkommen ungewohnte Angelegenheit im Jahre 1941.
Wir versuchten mit angestrengtem Gehör die Fahrtrichtung dieses nächtlichen Ungetüms festzustellen. Es mußte sich unserem Block nähern. Richtig, jetzt quietschten die Bremsen zwischen unserer östlichen Giebelseite und der Effektenkammer. Leise, auf den Zehenspitzen schlichen wir uns in den Schlafsaal nach dem B- Flügel, um Näheres feststellen zu können. Durch die Schlafsaalfenster, die im Gegensatz zu denen des Tagesraumes zur damaligen Zeit noch nicht verdunkelt waren, konnte man, nachdem sich das Auge an die Dunkelheit gewöhnt hatte, die Vorgänge draußen schwach erkennen. Aufgeregte,
8 Barthel, Ohne Erbarmen
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