Durch den deutschen Vormarsch 1941 in die Sowjet­ union fühlte sich Kuschnir- Kuschnareff als der kommende Mann eines Rußlands unter deutscher Herrschaft.

Von diesem Zeitpunkt an kamen dann fast Tag und Nacht Transporte auf Transporte. Alle waren Russen, und alle mußten ahnungslos denselben Weg gehen. Dieser Weg war der Weg in den Tod!!

Die Liquidierung Hunderter Gefangener in dem bereits beschriebenen Kugelfang war zu umständlich. Einige ver­mochten trotz der Fesselung noch in den letzten Minuten Widerstand zu leisten und außerdem konnte dort das Massenmorden auf die Dauer nicht geheim bleiben. Man fand einen anderen Weg!

Die Transporte kamen in offenen oder geschlossenen Lastkraftwagen und mitunter auch mit Omnibussen. Da­durch hatten die Insassen die Möglichkeit, die Häftlinge im Kommandanturbereich Buchenwald ,, frei" herumlaufen zu sehen. Die Gefangenen dachten: bald werde auch ich hier als Zwangsarbeiter oder Häftling herumlaufen. Ganz so schlimm wie man es uns von den deutschen Konzen­trationslagern erzählt hat, wird es schon nicht sein. Diese Illusion vertrieb jeden Gedanken an Widerstand gegen unmittelbar bevorstehende Repressalien und Bestialitäten und machte die Gefangenen hoffnungsvoll. Ja, voller Hoff­nung ging die Mehrzahl von ihnen in den Tod!

Kuschnir- Kuschnareff wurde zu jedem Transport ge­rufen. Bisher hatte man sie in ihren Kleidern erschossen und verbrannt. Einige Zeit später zog man den Leich­namen die Kleider aus. Aber auch dies war noch alles zu umständlich, machte viel zu viel Arbeit, und dann konnten sich auch die Häftlinge ein ungefähres Bild von der Zahl der Erschossenen machen, wenn die Kleiderberge bis hoch über die Bretterumzäunung des Krematoriumshofes zu sehen waren.

Das ,, richtige" Verfahren war bald gefunden. An die Stelle des Kugelfanges trat der Genickschuß. Aber wie? Die Opfer wurden statt ins Lager sofort nach dem Pferde­

107