stehen mußte um erkennen zu können, was innerhalb dieses Walles vorging.
Bisher wurden die offiziellen Erschießungen an der Südostecke außerhalb des Lagers vorgenommen. Nach Fertigstellung des Kugelfanges sollte dies nun hier geschehen. Jedesmal, wenn Erschießungen bevorstanden, wurden Häftlinge beauftragt, Hobelspäne in den Kugelfang zu streuen. Auf diese Weise wußten wir, wann Exekutionen stattfinden sollten.
Die nächsten Opfer ließen nicht lange auf sich warten. Es hieß: 8 Mitglieder der Roten Armee, wahrscheinlich Offiziere, sind in Arrest eingeliefert worden.
Das waren die ersten 8!!
Zum Abendappell durften wir nicht abrücken. Alles mußte auf dem Platz stehenbleiben. Die Acht wurden am Krematorium vorbei nach dem Kugelfang geführt. Was sich dann abspielte, sah nur die SS. Jeder von uns wußte jedoch, was jetzt geschah. In dieser Stunde begann ein Massenmord an unseren russischen Brüdern. Diesen ersten 8 Opfern sollten noch viele folgen. Nach einer reichlichen halben Stunde konzentrierten sich die Blicke aller Häftlinge auf einen Punkt, auf den hohen Schornstein des Krematoriums. Aus ihm schlug plötzlich eine hohe Stichflamme heraus. Einige Minuten hielten sich die Flammen in 4-5 m Höhe über der Öffnung des Schornsteins. Danach kamen dicke Qualmwolken. Der Schornstein rauchte wie die Esse eines Schiffes, das die höchste Knotenzahl und Geschwindigkeit erreichen will. Die Erschieẞung war vorüber, die Verbrennung wurde sofort vorgenommen, um keinerlei Beweise zu hinterlassen.
Nach einigen Wochen wurden die Fragen der Zivilbevölkerung von Weimar und Umgebung an unsere Häftlinge, die auf Außenkommandos arbeiteten, immer häufiger, daß wir doch jetzt auch Russen in das Lager bekommen hätten. Die Häftlinge verneinten diese Frage und erklärten immer wieder zum Erstaunen der Zivilisten, daß sie im Lager noch keinen Russen gesehen
105


