Massenmord in Buchenwald

In den Morgenstunden des 22. Juni 1941 erreichte uns die Nachricht vom Überfall Deutschlands auf die Sowjet­ union und damit vom offenen Krieg zwischen beiden Staa­ten. Die politischen Häftlinge waren voller Spannung und rechneten mit den schlimmsten Maßnahmen der Lager­führung. Wird man gegen uns, gegen die bekannten Revo­lutionäre und Verteidiger der Sowjetunion , irgend etwas unternehmen? Offiziell geschah in den darauffolgenden Wochen nichts. Der anfängliche Blitzkrieg in Rußland mit dem schnellen Vordringen deutscher Truppen in das Innere der Sowjetunion hatte Partei und SS berauscht. Sie glaubten des Sieges über den Bolschewismus sicher zu sein. Sie hatten schon Stempel und andere Materialien fertig und bereitgestellt für die Errichtung von ,, Baubüros der SS Stadt Moskau". Auch die verantwortlichen Per­sonen waren schon dafür bestimmt.

Am Ende des Jahres 1941 waren alle Träume dieser Art untergegangen in Eis und Schnee, gescheitert an der neuorganisierten Widerstandskraft der Sowjetunion .

Der Stagnation von 1941 folgte ein Jahr später die Niederlage von Stalingrad und danach der unaufhaltsame Rückzug.

Mit Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion wurde bei uns in aller Stille im Werkstättengelände der Deut­schen Ausrüstungswerke ein Kugelfang gebaut. Er wurde so tief gegraben und außerdem an den Seiten mit Erde so hoch aufgeworfen, daß man direkt vor dem Eingang

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