einander und alle warten voller Spannung auf das Kom­mende. Den ganzen Transport über hast du wenig oder vielleicht gar nichts zu essen erhalten. Bist ausgehungert und durchfroren. Vielleicht hat dich schon das Fieber gepackt. Wenn nicht dich, dann aber bestimmt mehrere deiner Kameraden. Endlich bekommt ihr nach der Block­aufnahme die Essenmarke zugeteilt. Aber, o Jammer, sie ist nicht für heute, sondern erst für morgen bestimmt. Also noch einmal eine Nacht weiter hungern. Deinen Durst kannst du nicht stillen, weil es auch nichts zu trinken gibt. Waschen ist nicht möglich, denn es gibt kein Wasser. Nunmehr wird dir ein Schlafplatz angewiesen. Du wirst einer 15 Mann starken Gruppe zugeteilt, die eine Boxe angewiesen bekommt. Der Stärkere und Schnel­lere sucht sich den besten Platz heraus. In einer Boxe im Quadrat ungefähr 3 X 3 m- mußt du dich mit einem der schlechtesten Plätze begnügen. Nur blanke Bretter bilden die Unterlage deines Platzes. Wenn du Glück hast, reicht es noch zu einer schmierigen Schlafdecke, die stinkt und vor Dreck steht. Deine Kleider und Schuhe muẞt du wegen Platzmangel anbehalten, vielleicht auch wegen der Kälte oder auch wegen der Gefahr des Diebstahls.

Nach langem Sinnen über deine gegenwärtige Lage hat dich endlich der Schlaf überwältigt. Es ist kein fester und gesunder Schlaf. Die Atmosphäre wird mit jeder Minute unerträglicher. Du wirst aus deinem Halbschlaf durch plötzliches Schreien in deiner nächsten Nähe her­ausgerissen. Im matten Schein der blauen Verdunklungs­lampe schaust du in die Richtung des Schreies. Nichts kannst du feststellen. Kaum bist du wieder in eine Art Schlafzustand verfallen, hörst du erneute Schreie. Zu deinem Erstaunen siehst du in einer der nächsten Boxen die Umrisse eines Menschen, kniend oder liegend auf einem anderen. Du findest keine Erklärung für das Ge­sehene. In anderen Boxen hörst du weitere Schreie. Einige scheinen von träumenden Menschen herzurühren, andere hören sich an wie Schreie, die ein Mensch in größter Not

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