einen ungeheuren Drang zum Leben. Nein, noch nicht sterben, ich will leben, ich muß leben!

Da sieht er den großen Haufen Kleider. Der Gedanke war noch nicht zu Ende gefaßt, da war er auch schon mit einem kühnen Sprung auf dem Haufen und über die Bretterplanke in Richtung ,, Kleines Lager".

Betroffen stand die SS da. Das war ihnen auch noch nicht vorgekommen. Das hätte keiner für möglich gehal­ten. Selbst sie bekamen vor diesem mit soviel Energie geladenen jungen Menschen eine Art Achtung. Aber nur für einen Moment, denn dann wurde ihnen sofort klar, was das für sie bedeutete. Sie hatten den Auftrag, diese 3 zu erhängen, und einer davon rückte ihnen trotz aller Sicherungen direkt vor dem Galgen ab. Ihnen drohte jetzt wegen mangelnden Diensteifers und Nachlässigkeit Arrest! Dies war nachmittag gegen 17 Uhr.

Der gesamte Lagerschutz, die Feuerwehr, Blockälteste und Stubendienste, Kapo sowie Vorarbeiter, alles wurde alarmiert für die Suchaktion nach diesem Flüchtling. Bis zum Abendappell war das Lager mit all seinen Ecken und Winkeln mehrmals überholt. Grigori war nicht gefunden worden.

Zum Appell wurde einige Male seine Nummer und sein Name durchgerufen, ohne Ergebnis. Nach Beendigung des Appells erhielten alle Häftlinge den Befehl, sich sofort in die Baracken zu begeben, da die Suchaktion fortgesetzt werden würde. Die ganze Nacht stöberte man alles durch, zählte die Häftlinge in den Betten, Resultat gleich null. Am nächsten Tag 11 Uhr wurde durchs Mikrophon allen Häftlingen von der Lagerführung mitgeteilt:

Wenn bis zum Abendappell der geflüchtete Häftling nicht gefunden ist, bleibt alles ohne Ausnahme so lange. auf dem Appellplatz stehen, bis wir diesen Kerl haben. Derjenige, der den Häftling findet, erhält vom Komman­danten 10 Mk. und eine Schachtel Zigaretten!" Die Stim­men aus der Masse der Häftlinge lauteten: Und wenn sie uns 24 Stunden stehen lassen. Wir wollen es gern über

73