uns ergehen lassen. Hoffentlich finden sie ihn nicht. Daa war der Wunsch vieler.
Unter einem Teil der Häftlinge liefen die tollsten Parolen herum. Einige wollten wissen, daß von seiten der SS - Lagerführung die Äußerung gefallen sei: ,, Wenn der heute nicht gefunden ist, wird eine Reihe Verantwortlicher kurzerhand abgesetzt."
Jetzt, nachdem bestimmte Häftlinge ihre Posten bedroht sahen, wurden sofort folgende Parolen gehört: ,, Man darf die Dinge nicht auf die Spitze treiben. Dieser Russe gefährdet das ganze Lager. Der Zustand ist unhaltbar. Er muß gefunden und ausgeliefert werden."
Diese Stimmungsmache ging auf die direkte Auslieferung Grigoris, d. h. seine Hinrichtung aus.
Der Abendappell kam. Die Häftlinge standen blockweise angetreten. Der Rapportführer meldete die Gesamtstärke des Lagers dem 1. Lagerführer. Alle standen voller Spannung auf dem Platz. Die nächsten Minuten werden entscheiden, ob 30 000 Menschen stehenbleiben müssen oder nicht. Wieder wurde bekanntgegeben, daß alles nach. dem Appell in den Blocks zu bleiben hat. Und zur Überraschung aller rief der Rapportführer durchs Mikrophon: ,, Abrücken."
Also von der Drohung am Vormittag 11 Uhr war nichts geblieben. Wahrscheinlich begann die Lagerführung schon selbst zu zweifeln, daß der Flüchtling sich überhaupt noch im Lager aufhielt. So wie er über die Bretterplanke gekommen war, konnte es auch Möglichkeiten gegeben haben, aus dem Lager überhaupt zu entweichen. Natürlich dürfte so etwas von der Lagerführung nicht öffentlich zugegeben werden!
Was machte Grigori? Wo war er? War er überhaupt noch im Lager? Das waren die Fragen, die in diesen Stunden und 2 Tagen viele Tausende von Herzen und Hirnen beschäftigten. In seiner ersten Angst war Grigori nach dem Sprung über die Bretterwand zwischen den Blocks, Richtung Gärtnerei ins kleine Lager gelaufen. Er
74


