Blank und Hettig begaben sich nach Block 16 und 17. Dort wiederholte sich dasselbe wie vor der Strafkompa­nie. Vom Block 17 fiel auch die Wahl auf meinen Freund Hermann Rautenberg, einen sogen. Halbjuden. Ein schö­ner, junger, blühender Mensch! Auch ein Berliner . Auf Grund seiner engen Freundschaft mit Kurt Eisner , dem Sohn des ehemaligen Ministerpräsidenten der bayrischen Räterepublik 1919, wurde ,, Raute" aus dem Block 23 nach 17 verlegt.

Die restlich Ausgesuchten wurden von den beiden SS­Schergen ebenfalls zum Tor gebracht. Auf dem Wege da­hin trafen sie einen aus dem Revier kommenden ahnungs­losen, jüngeren Juden. Ohne ihn groß zu fragen, wurde er aus einer Laune Blanks mit zum Tor genommen.

Die Zahl hatte sich nunmehr auf 21 erhöht. Zwei SS­Blockführer beaufsichtigten sie. Wegen nicht geputzter Schuhe und anderen Nichtigkeiten rempelten und ver­höhnte die SS unsere 21.

,, Zu einem solchen Feiertag konntet ihr eure Dreck­latschen auch putzen!"

Nach ungefähr zwei Stunden Wartens in der Kälte lautete das Kommando: ,, Rechts um! Ohne Tritt gleich links schwenkt marsch!

Es ging zum Tor hinaus in Richtung Steinbruch.

Noch einmal sahen wir sie marschieren, und danach nie wieder!

Ahnten sie, daß dies ihr letzter Weg war? Konnten sie sich denken, daß sie schon nach einer Stunde zusammen­geschossene, leblose Körper waren? Ich weiß es nicht!

Mit einem mir näher bekannten Blockältesten ging ich nach Block 36, 1. Etage, zum C- Flügel. Wenn auch der dazwischen liegende Wald uns die Sicht zum Steinbruch versperrte, schauten wir doch suchenden Blickes, jeder seinen eigenen Gedanken nachgehend, in die Richtung, in der die 21 verschwunden waren.

Stille war's. Nur ein leises Rauschen des gegenüber­liegenden Waldes. Der SS- Posten auf dem Wachturm

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