dazu noch die Kraft aufbrachte, den Abendappell. Viele Stunden waren vergangen, der Appell begann, aber die Baumstämme waren noch lange nicht alle an dem befohlenen Ort.
Der Weg vom Appellplatz nach der Tischlerei sah einem Schlachtfeld ähnlich. An beiden Seiten lagen die bewußtlosen, erschöpften Menschen. Sie werden nun auf dem Appellplatz zusammengetragen, von wo die Stubendienste sie zu den Blocks zur Appellabnahme bringen. Sie gelten ja noch als Lebende und müssen mitgezählt werden. Und in diesem Zustand liegen sie nun am linken Flügel ihres Blocks.
Der Appell geht diesmal schneller als sonst zu Ende. Dann wird bekanntgegeben, daß alle Kommandos nach 30 Minuten wieder auf dem Appellplatz zu stehen haben. Der Abmarsch bis zur Erreichung der Blocks nimmt 5-7 Minuten in Anspruch. Der Weg zum erneuten Antreten mindestens 3 Minuten, so daß zur Essenausgabe und Einnehmen desselben 20 Minuten bleiben. Da die Blocks jedoch eine starke Belegschaft haben, sind die Letzten noch nicht mit Essen abgefertigt, wenn die Trillerpfeife der Lagerältesten wieder ertönt, und alles mit größter Schnelligkeit dem Appellplatz zuströmen muß. Das Gros der Häftlinge hat trotz Hunger vor Erschöpfung und Müdigkeit diese 20 Minuten zum Verschnaufen und Ausruhen benutzt, statt zum Essen. Nun geht es wieder von neuem weiter! Mit Geschrei, Gebrüll, Lärm der Kapos und Vorarbeiter wird die Arbeit wieder aufgenommen. Schon schweben wieder Baumstämme in der Luft. Eine Kolonne schiebt sich hinter die andere. Ein Baumstamm nach dem anderen. Eine lange Kette! Der Lagerführer steht auf dem stärksten Stamm inmitten des Gewimmels von Menschen und schwingt im Schein der untergehenden Sonne seine Peitsche. Trotz seines Antreibens muß er zu der Erkenntnis gekommen sein, daß er bei dieser Masse von Baumstämmen auch dann sein Ziel nicht erreichen kann, wenn die ganze Nacht durch
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