mit eigenen Augen gesehen, nie würde ich geglaubt haben, daß ein Wesen, das wie ein Mensch aussieht, dessen fähig sein kann. Hinzu kamen nun noch die von dem Lager­führer ins Lager geschickten SS- Blockführer. Diese wü­tend, daß sie an einem solch schönen Tag durch Dienst in Anspruch genommen wurden, waren ebenfalls mit Knüp­peln und Peitschen versehen und schlugen mit gleicher Brutalität dazwischen.

Und die Masse? Einer Herde gehetzter Tiere glich sie! Duckend, den Schlägen ausweichend, schwitzend, blutend versuchte sie immer wieder, den Anforderungen nachzu­kommen. Das geringste Aufmucken konnte den Tod be­deuten! Und so schleppten sie sich und die Baumstämme immer wieder von neuem dahin.

Viele brachen zusammen. Erst bekamen sie Schläge. Als sie trotzdem nicht mehr auf die Beine kamen, ließ man sie in diesem erschöpften, bewußtlosen Zustand lie­gen. Niemand kümmert sich mehr um sie. Alle anderen waren sich klar, bevor sie sich auf solche Weise von der Arbeit ,, befreien" ließen, mußten sie erst völlig erschöpft sein und dann noch eine schwere Tracht Prügel über sich ergehen lassen. So versuchten sie es immer wieder und trugen weiter. Trug einer seine Last mit gekrümmtem Rücken, so schlug man ihn im Tragen so lange, bis er das Kreuz durchdrückte oder zusammenbrach.

Das ganze Bild glich einer abgehetzten Kamelkarawane, die dem Wüstensturm ausgesetzt ist, verzweifelt einen Ausweg sucht, aber keinen findet. Entweder durchbeißen oder sterben, nur eins von diesen beiden gibt es! Das Sklaventum des Altertums war ein Kinderspiel gegen das, was die Menschen hier im 20. Jahrhundert erdulden muß­ten. Der Sklave war käuflich, er kostete Geld, er bedeutete für den Besitzer einen Wert, aber hier sind die Menschen nur eine Nummer, sie sind wertlos und werden zu jeder Zeit durch andere ersetzt.

Mit eingefallenen Augen, dicke, trockene Krusten auf den Lippen, alle Glieder schmerzend, erwartete jeder, der

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