aus der Vergangenheit, Angst und Schrecken vor der Gegenwart und Zukunft bestimmen ihre Gefühle.

Während der Rapportführer sämtliche Nummern der einen Kolonne notierte, hatte der 1. Lagerführer seine Reitpeitsche gezückt und schlug wahllos auf die vorbei­ziehenden, wehrlosen Menschen ein. Der 2. Lagerführer konnte und wollte dem nicht untätig zusehen und ließ mangels einer Reitpeitsche die Träger seine Stiefelabsätze spüren. Der Rapportführer folgte seinem Beispiel, und so war das Vorbeimarschieren an den ,, höchsten Herren" von Buchenwald ein regelrechtes Spießrutenlaufen. Der Kommandant Koch jedoch blieb mit verschränkten Armen über der Brust stehen und lächelte voller Zufriedenheit über die Tüchtigkeit seiner Untergebenen.

Wie ein wildes Tier schrie der erste Lagerführer: ,, Euch Kapos kann ich nur versichern, wenn ihr nicht sofort Bewegung in diesen Haufen bringt, laß ich euch selbst Stämme tragen, aber in einem anderen Tempo. Ihr Schweine, ich laß euch alle ablösen und zur schwersten Arbeit einteilen. Kommenden Sonntag gibt's fürs ganze Lager nichts zu fressen, weil ihr zu faul seid. Die an­deren können sich dann bei euch bedanken. Wenn es nicht im Guten geht, ich kann auch anders! Soll ich euch viel­leicht noch Glacé- Handschuhe liefern, damit ihr ja keinem weh tut? Lange sehe ich mir das nicht mehr mit an, dann ist's mit meiner Geduld zu Ende!"

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Für verschiedene Übereifrige, insbesondere BV.er und Schwarze ein Teil der Politischen eingeschlossen war dies das Signal, jetzt unter Beweis zu stellen, daß sie des von der Lagerführung in sie gesetzten Vertrauens würdig und schon ,, umgeschult" sind.

Sie bewaffneten sich mit Knüppeln und schlugen rück­sichtslos in die Kolonnen hinein. Jetzt war die Anwesen­heit der ,, großen Achtzehn" nicht mehr nötig, jetzt waren Kapos und Vorarbeiter die große 18"! Das Raubtier­artige war in ihnen geweckt worden, alle menschliche Erziehung abgefallen, weggeworfen. Hätte ich es nicht

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