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zu verschnaufen und von der am Morgen erhaltenen Tages­brotportion 5 Mann I Brot ein Stückchen essen zu können. Das Arbeitstempo läßt automatisch nach. Der Weg zurück, ohne Last nach dem Appellplatz, wird zur Stärkung benutzt. In unbemerkten Augenblicken, wenn Kapos und Vorarbeiter außer Sichtweite oder durch an­dere Dinge abgelenkt sind, wird schnell ein aus der Hosen­tasche abgebrochener Bissen Brot in den Mund geschoben. Der Lehmschlamm wird im Laufe des Tages in der Hitze wohl trockener, dafür aber zäher. Fast ist kein Durchkom­men mehr. Auch die kräftigsten Schuhe lassen Wasser und Schlamm durch. Die Schuhe saugen sich so fest an, daß beim Versuch des Weitergehens die Absätze, ja ganze Sohlen abreißen und im Schlamm stecken bleiben. Und dann geht es auf den nackten Fußsohlen weiter. Das Kom­mando verlassen, um auf der Kammer die Schuhe tau­schen zu gehen, ist streng verboten. Wer Glück hat, be­kommt seine Schuhe bei dem zweimal wöchentlich an­gesetzten Tausch nach Feierabend gewechselt. Bis dahin sind aber in vielen Fällen die Füße des Häftlings ruiniert, was bei der Überfüllung des Krankenreviers der Anfang zu seiner Liquidierung sein kann.

Auch die Kapos und Vorarbeiter werden müde, und so übersehen sie manches, was nicht sein soll. Sie haben die Hoffnung auf Vollendung der Arbeit bis zum Abend aufgegeben und eingesehen, daß auch durch größte Kraft­anstrengung und besten Willen diese Masse von Baum­stämmen in einem Tag nicht zu bewältigen ist.

Unter diesen Umständen, bei der Erschlaffung der Kraft jedes einzelnen, läßt das Arbeitstempo noch weiter nach. Auch muß so gerechnet werden, daß jeder einzelne noch genügend Kraft für den langen Nachmittag oder den Moment von ,, dicker Luft" besitzt.

Und dieser Augenblick ließ nicht allzu lange auf sich warten. Die ,, dicke Luft" trat schon in Erscheinung. Von den ersten Gruppen wurde auf einmal die Parole durch­gegeben: ,, Achtzehn". Alles stutzt und guckt, ohne etwas

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