ich hinaufgehen zu ihr. Man läßt einen leidenden Menschen nicht warten."
,, Nicht warten!" hohnlachte Peter Vagas. ,, Was haben Sie denn getan in der ganzen langen Zeit der Gefangenschaft Kitty Bergners? Sie haben sie bis in alle Ewigkeit warten lassen."
,, Lassen wir doch alles ruhen, bis die Kranke versorgt ist. Später werde ich Ihnen die Gründe meines Schweigens auseinandersetzen. Meine Rechtfertigung wird jetzt eine zu lange Zeit kosten. Meinetwegen können Sie mich danach niederschlagen. Mir liegt nichts an meinem Leben." Furchtlos trat Gebhard auf Vagas zu. Es war nicht zu mißdeuten, was er beabsichtigte. Aber Peter Vagas war zu sehr vom Zorn und einem gewiß auch berechtigten Unwillen erfüllt, als daß er Vernunftgründen zugänglich gewesen wäre. Er brannte darauf, den Grund zu erfahren.
,, Nein! Ich verlange Ihre Erklärung."
Die erregten Atemzüge der beiden Männer drangen durch die Stille.
,, Noch einmal bitte ich Sie allen Ernstes, die Tür freizugeben und mich hinauszulassen."
,, Geben Sie sich keine Mühe, mich umzustimmen. Ich will Ihre Erklärung."
Da trat Dr. Gebhard auf ihn zu und legte ihm die Hand auf die Schulter.„ Sie haben Fieber und sollten sich ins Bett legen, Herr Doktor."
Peter schüttelte zornig seine Hand ab.
,, Nun kommen Sie doch mit der Sprache heraus. Ich warte!"
Aber Dr. Gebhard schwieg hartnäckig.
,, Sie wollen mir nicht antworten. Nun, dann hören Sie, wenn die wunderbare Errettung durch den Einmarsch der Russen in Theresienstadt nicht gewesen wäre, wodurch wir Gefangenen alle befreit wurden, so wären wir allesamt am 5. Mai 1945 vergast worden sein."
Erschüttert setzte sich Gebhard auf den Stuhl und be
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