,, Ich bin Dr. Gebhard aus Reinbek . Man hat mich heute nacht rufen lassen. Wo befindet sich die Kranke? Für die Aufnahme in meinem Hause ist bereits gesorgt."
,, Die Patientin liegt im I. Stock, zweite Tür rechts, Herr Doktor", sagte der Portier. ,, Der Herr dort wartet auf Sie. Er ist die ganze Nacht hier unten geblieben und wird Ihnen alles Nähere mitteilen." Der Pförtner deutete auf Peter Vagas, drehte sich um und ging in seine Loge zurück. Er war froh, den nächtlichen Störenfried loszuwerden. Nun hatte er ihn anderen Händen übergeben und war zufrieden. Ihm erschien er immer noch sonderbar. Befreit aufatmend, schloß er seine Tür.
Vagas war dem Arzt entgegengetreten und bat ihn, in die Zelle hereinzukommen. Dort stellte er sich dem Arzte vor. Erstaunt war ihm Dr. Gebhard gefolgt. Vagas wies auf den Stuhl vor dem Telefontisch, doch der Arzt lehnte ab.
"
, Wo ist die Kranke?" sagte er.„, Lassen Sie uns keine Zeit verlieren. Nachtanrufe setzen immer eine Gefahr voraus. Ich bin durch einen Orkan hierhergerast, und nehme an,
1
Beider Augen begegneten sich. Ihre Blicke ruhten seltsam ernst ineinander. Vagas' Aussehen verfinsterte sich zusehends.
Dr. Gebhard sah sofort mit dem geübten Blick des Arztes, daß sich der Mann ihm gegenüber nur mit Mühe aufrechthielt, und daß in seinen starr und eigenartig auf ihn gerichteten Augen das Fieber wohnte. Etwas Seltsames, Unangreifbares stand zwischen ihnen.
Peter Vagas lehnte mit dem Rücken gegen die Tür der Telefonzelle.
,, Ja, ich habe Sie rufen lassen zu Frau Kitty Bergner und danke Ihnen für Ihr Kommen, doch bevor Sie an das Bett der Patientin treten, muß ich von Ihnen eine Erklärung fordern."
,, Ich möchte zu ihr", stieß Dr. Gebhard atemlos hervor. ,, Jetzt ist keine Zeit für Auseinandersetzungen.
424


