,, Machen Sie sich keine Gedanken um mich. Es ist ja Sommer. Ich will den Arzt hier unten erwarten."
Der Portier zögerte immer noch. Etwas gefiel ihm nicht an dem Mann. Er war sonderbar, das ließ sich nicht leugnen. Aber er fand nicht den Mut, ihm noch weiter zu widersprechen. Schweigend schloß er die Telefonzelle hinter sich zu und ging kopfschüttelnd in seinen kleinen Raum. Dort holte er seine Pfeife hervor, sog gemächlich daran und blies, bis sie Funken gab und brannte. Dann goß er sich seinen Tee in die Tasse und versuchte den ungemütlichen Nachbar nebenan zu vergessen.
In der Natur draußen schien es eher dunkler als heller zu werden. Der Sturm hatte noch an Stärke gewonnen. Jede Nacht nahm aber einmal ein Ende.
Peter Vagas wartete in dem kleinen Raum eine lange Zeit, oder vielleicht erschien sie ihm nur so lang, weil er wartete. Vielleicht war sie auch nur für ihn, der da mit brennender Ungeduld saß, eine so lange Wartezeit wie die Ewigkeit, in der die Stunden krochen und angefüllt waren mit Furcht und Angst um ein teures Leben.
Er hatte schon einiges erlebt in der jüngsten Zeit: die Fahrt von Prag , das Wiedersehen mit der todkranken Kitty, die Zerstörung seiner Heimat, die Beschlagnahme seines Hauses und die Todesnachricht seines freuen Dieners und Hundes. Ach, es war wirklich zuviel in den wenigen Tagen. Irgendwo schlug eine Uhr fünf harte Schläge.
Vagas fuhr empor.
Er war wahrhaftig eingeschlafen gewesen.
Erstaunt blickte er sich in der Telefonzelle um. Nun erinnerte er sich seines Gespräches mit Dr. Gebhard. Vielleicht würde er gar nicht kommen bei diesem Sturm und hatte den lästigen Nachtstörer nur mit einigen Worten beruhigen wollen. Aber er entsann sich seiner erstaunten Frage: ,, Kitty Bergner, sie ist zurückgekehrt, sie lebt? Der Name sprengt alle Türen. Ich komme!" Das ganze Haus schlief. Keine Tür klappte. Grabes
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