Tiefste Stille!

Der Wind strich um das Haus. Im Laufe der Nacht wurde er stärker. Es hörte sich im Kamin an wie Stim­men, die riefen.

Riefen sie ihn? Mitunter meinte er seinen Namen zu hören.

Er setzte sich auf und lauschte. Ob Kitty auch nicht schlafen konnte? Wie mag es ihr ergehen? Er hatte gar nicht mehr nach ihr sehen können, so schnell hatte Schwester Irina den Wandschirm vorgezogen.

Warum hörte er nichts von ihr? Eine unbestimmte Furcht lähmte sein Denken. Er strengte sein Gehör aufs äußerste an, aber Manez schnarchte so laut, und der Wind heulte so stark im Kamin, daß alle anderen Ge­räusche überfönt wurden.

Eine Uhr schlug. Was, erst zwei Uhr nach Mitternacht? Er meinte, Stunden auf dem Lager verbracht zu haben. Nun richtete er sich ganz in die Höhe und überlegte. Wenn ich jetzt hinunterginge und telefonierte? Vielleicht kann auch Dr. Gebhard bei diesem Sturm nicht schla­fen? Und es wäre doch gut, wenn ich ihn zuvor spre­chen könnte. Ich will es auf alle Fälle versuchen, mur­melten seine Lippen.

Schon war Peter Vagas aufgestanden, um seinen Vorsatz auszuführen. Leise zog er sich an, legte den Mantel um seine Schulter, schlich zur Tür und schloß sie vorsichtig hinter sich zu. Lautlos, auf Strümpfen die Schuhe trug er in der Hand-, huschte er die Treppe hinunter, klopfte an die Portierloge und stand vor dem zu Tode erschrockenen Portier.

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Es dauerte eine Weile, bis ihn dieser verstanden hatte.

Er fragte: ,, Was, mitten in der Nacht wünscht der Herr ein Telefongespräch? Ist etwas Besonderes vor­gefallen?"

,, Nichts! Aber ich muß dringend mit Herrn Dr. Geb­hard, Reinbek , telefonieren. Verbinden Sie mich!" Der Portier schüttelte den Kopf. Peter Vagas drängte

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