Reisegesellschaft in einem großen Zimmer versammelt. Sie warteten, bis die Schwester die einzelnen Lager­stätten vermittels Wandschirmen abgeteilt hatte. Dann machten sie es sich bequem. Dieselbe Krankenschwester brachte später das Abendessen herein, und Milch und Röstbrot für die Patientin. Sie wünschte freundlich ,, Gute Nacht" und verließ geräuschlos das Zimmer. Unter den erschöpften Freunden herrschte Schweigen. Auch Schwester Irina sagte nichts und ging ganz in der Sorge um Kitty auf. Jeder trachtete danach, so schnell es ging, zur Ruhe zu kommen. Die Ausspannung tat nötig nach den vielen Aufregungen. Man mußte neue Kräfte sam­meln für den kommenden Tag.

Selbst Manez, dessen Nerven wie Stahl waren, fühlte eine starke Abspannung. Nach den langen Irrfahrten und dem stundenlangen Sitzen am Steuer hatte er keine Lust mehr, Gespräche zu führen.

Er fragte Peter, halb im Schlaf, wann er Dr. Gebhard anrufen wolle. Peter Vagas hatte fiebrige Augen und ein fahriges Wesen. Er antwortete zerstreut: ,, So früh es geht!"

Es hatte keinen Zweck, vorher eine Disposition zu treffen. Der Krieg hatte eben alles verändert.

Die Nacht sank hernieder.

Während Manez sofort in einen tiefen Schlaf fiel, Irinas Atemzüge durch die Stille drangen, lag Peter Vagas mit brennenden Augen und klopfenden Pulsen wach und starrte in das Dunkel. Er konnte keinen Schlaf finden. Seine überreizten Nerven führten ihn immer aufs neue die Szenen in seinem Hause vor Augen. Die Gegenwart zeigte ihm ihr grimmiges Antlik, von keinem Licht­schimmer einer freundlichen Hoffnung erhellt. Schatten krochen von allen Seiten auf ihn zu. Dämonen ver­bargen sich dahinter, die ihm sein Herzblut aussaugen wollten. War denn die Zeit des Schreckens noch nicht vorüber? Er war doch in seiner Heimat? Warum krallte sich eine entsetzliche Angst um sein Herz und preẞte ihm den Atem zu?

27*

419