Damit war Manez nicht gedient. Er war ein harter Kämpfer, er ließ nicht locker.

,, Nein, Frau Oberin, diese eine Nacht müssen Sie uns schon behalten. Ich kann eine längere Weiterfahrt mit unserer Patientin nicht verantworten. Morgen früh, ich verspreche es Ihnen, wird unsere Kranke in die Klinik von Dr. Gebhard übergeführt."

,, Herr Oberleutnant, Sie scheinen mich nicht verstan­den zu haben. Es ist wirklich nichts frei, Aber ich will mich gern für Sie verwenden und gleich mit einer an­deren Aufnahmestation telefonieren, vielleicht ist da-

"

-

,, Das ist nicht nötig, Frau Oberin! Bei Ihrer hohen Intelligenz, Ihrer Kunst der Einteilung in besonders schwierigen Fällen und Ihres hervorragenden Dispo­sitionstalent, wird es Ihnen sicher gelingen, durch irgend­einen Kompromiß Rat zu schaffen und uns zu hel­fen. Ich vertraue fest darauf."

Manez hatte sehr ruhig und eindringlich gesprochen. Sei es nun, daß die versteckte Ironie als einen ihr zu­kommenden Tribut von ihr hingenommen wurde, oder sei es die gewinnende, weltmännische Art Manez', die ihre Wirkungen nicht verfehlten, genug, es kam in die Gesinnung der Oberin plötzlich ein Umschwung.

Die Leiterin trat ein wenig zur Seite und flüsterte mit dem Arzt, dann sagte sie zu Manez: ,, Mir ist tatsächlich eine Lösung eingefallen. Ein im oberen Stockwerk lie­gendes Zimmer wird erst übermorgen besekt. Ich werde Anweisung für die Unterbringung der Kranken geben. Bringen Sie sie also ruhig herein. Aber nur für eine Nacht!"

,, Gewiß, Frau Oberin! Wir sind Ihnen sehr zu Dank verpflichtet."

Manez verbeugte sich, nahm die Hand der Oberin und führte sie an seine Lippen.

Die Oberin rauschte davon.

Nach dieser in die Länge gezogenen Einleitung voll­zog sich alles andere reibungslos. Bald befand sich die

418