Sie befanden sich jetzt in der großen Halle.
Hier bot sich ihnen ein unbeschreiblicher Anblick. Ein Gewirr von Stimmen schlug ihnen entgegen. Dutzende von Menschen saßen an kleinen Tischen, oder bewegten sich überall verstreut umher. Der Raum war zu einem Speisesaal umgebaut worden. Es mochte gerade Essenszeit sein, denn ein ohrenbetäubender Lärm, verbunden mit Geschirrgeklapper, erfüllte den Raum. Viele unterhielten sich durcheinander. Jeder hatte mit sich so viel zu tun, daß nur wenige von ihnen die Ankömmlinge bemerkten oder Lust hatten, auf sie acht zu geben. Nur einige Kinder hatten sich abgesondert und umstanden mit neugierig glänzenden Augen die Fremden. Vagas faßte sich an den Kopf. Träumte er? Was war mit seinem Besitztum geschehen? Hier war doch sein Haus? Was bedeutete dieser seltsame Spuk? Der Junge war bald danach von der Treppe des Obergeschosses mit einem ältlichen, mürrisch aussehenden, etwas gebückt gehenden Manne zurückgekommen, dessen müde Augen von den Stiegen aus die Fremden argwöhnisch musterten. Es schien aber, als ob Manez in seiner glänzenden, ausländischen Uniform seine Unruhe zerstreute und ihm einen gewaltigen Respekt einflößte, denn plötzlich verdoppelten sich seine Schritte, und sein Ausdruck erhellte sich. Er beeilte sich, durch den Menschenschwarm, so schnell er konnte, zu der Gruppe zu gelangen. ,, Was führt Sie hierher, meine Herren?"
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Wir möchten Sie um einige Auskünfte bitten. Zunächst, was stellt dieses Haus vor? Und wer sind jene Leute, die wie auf einem Jahrmarkt versammelt sind.
,, Das sind Ostflüchtlinge, und dieses Schloß ist ein Flüchtlingslager geworden. Ich bin der Lagerführer, mein Name ist Sievers."
Er machte eine Pause.
,, Suchen Sie jemand?"
,, Ja! Wir möchten Sie weiter fragen. Können Sie uns genaue Auskunft geben über den früheren Besitzer dieses Hauses und seines Verwalters Georg Meinau?"
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