Zärtlich strich er ihr über Stirn und Wangen und küßte
sie.
,, Schlafe jetzt ein wenig, bis ich dich wecke!"
Gehorsam legte sie sich in die Kissen zurück und schloß die Augen.
Peter erhob sich leise und begab sich nach vorn zu den Freunden.
Es war noch früh am Nachmittag.
Die Sonne stand hoch am Himmel, und ihr Glanz verlieh Natur und Dingen jenen goldigen Schimmer, der jedes Herz mit Freude erfüllt.
Aus dem Innern der Stadt führte der Weg nach Altona , am Hauptbahnhof vorbei, in die Flottbeker Chaussee hinein, an deren Ende der Besitz Peter Vagas' lag.
Jetzt waren es viele unbeschädigte Villen und neu angelegte Siedlungen, an denen der Wagen in schneller Fahrt vorüberglitt.
Nun war der Blick über die Elbe freigegeben. Sie erschien heute von einem geheimnisvollen Dunstschleier verhüllt. Auf dem breiten Strome war nicht wie sonst ein so reger Verkehr zu sehen. Es fehlten die vielen Überseedampfer, die früher das Bild in reizvoller Weise
belebten.
Peter konnte sich nicht daran sattsehen, wie die schimmernden Wogen des majestätisch dahinfließenden Stromes bald träumerisch, bald lebhaft bewegt, in wechselndem Farbenspiel, zwischen den Ufern dahinflossen. Er deutete mit der Hand hinüber, indes er einen Ausruf des Entzückens nicht unterdrücken konnte.
Er war wie berauscht von dem so lang entbehrten Anblick.
,, Sehr schön, sehr anziehend!" meinte Manez beifällig. Ach, die beiden konnten seine Freude nicht teilen. Sie waren nicht von der Wasserkante. Man mußte in Hamburg geboren sein.
Je näher Peter seinem Hause kam, desto mehr packte ihn die Unruhe, und desto freudiger klopfte sein Herz. Die Depesche wird längst im Besitz seines Hausver
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