Schon tauchten in der Ferne, von einem Dunstkreis umgeben, die Kirchtürme Hamburgs auf. Einige fehlten! Und jetzt kam Hamburg . Wirklich und wahrhaftig Ham burg !
Die im Traum, im Wachen, Gehen und Stehen tausendfach ersehnte Stadt. Unvergeßliches, schönes Hamburg ! Geliebte Heimat!
Peter Vagas wäre am liebsten aus dem Auto herausgesprungen und hätte den Boden geküßt.
Aber er saß bei Kitty. Er hielt sie in seinen Armen und stützte ihren Rücken, damit sie ungehindert durch die Scheibe der Wagenlür blicken konnte. Dieses erste Wiedersehen mit der Heimat war ein unbeschreiblicher Augenblick höchster Freude, vermischt mit Trauer und Wehmut.
Erst jetzt kam ihnen beide das Geschenk der wiedergewonnenen Freiheit so recht zum Bewußtsein.
Erschrocken merkte Peter bald an dem Zittern ihres Körpers und dem unruhigen Schlag des Herzens, wie sehr Kitty die Erregung packte.
Ja, auch er fühlte ihr Weh.
Auf ein solches Wiedersehen war niemand vorbereitet gewesen. Gewiß, er hatte von den schweren Bombenüberfällen auf Hamburg gehört, aber eine Zerstörung derartigen Ausmaßes hätte er sich nie träumen lassen. Hamm, Hammerbrook, Barmbeck , Wandsbek und Rothen burgsort waren fast völlig zerstört.
Kitty war nicht fähig zu sprechen, so überwältigte sie die seelische Erschütterung. Noch nach Jahren würde diese nachzittern. Gleich einem Sturm brachen die Gefühle hervor.
Peter erschrak heftig. Hatte er einen Fehler begangen? Tränen flossen unaufhörlich über ihre Wangen.
,, Beruhige dich, Kitty", bat er, ,, es kommen wieder bessere Zeiten, wo Hamburg noch schöner erstehen wird. Wir wollen die Hoffnung nicht sinken lassen. Doch nun, meine Kitty, willkommen in Hamburg ! Willkommen bald in deinem zukünftigen Heim an der Elbe !"
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