Nie versuchte Peter seine Sympathie für Manez zu verhehlen.

Ohne ihn und seine Tatkraft wäre er verloren ge­wesen, auch Kitty. Sie alle miteinander.

Er staunte off selbst darüber.

Manez war ein Tscheche, den er liebte. Und sein Ur­teil über das tschechische Volk hatte er seit langem revidiert. Er war ein typischer Vertreter seiner Rasse und ein Jude. Also liebte er sowohl die Tschechen wie die Juden. Sie hatten beide die Charaktereigenschaften, die er am höchsten stellte: wahres Menschentum.

Aus diesem Gedankengang heraus sprach er. ,, Liebster Freund, du bist den Deutschen im Grunde deiner Seele feind. Ich weiß es! Die furchtbaren Ein­drücke deines Auschwitzer Erlebnisses haben dich nie mehr verlassen und begünstigen dein abfälliges Urteil über das deutsche Volk. Aber vergiß nicht, auch ich bin Deutscher , und zwar mit Blut und Herz, In mir siehst du einen Teil des deutschen Volkes, wie ich in dir das tschechische sehe. Das deutsche Volk ist gänzlich un­schuldig an allen Greueln ihrer Mordregierung. So wie ich dir rein ins Auge schauen kann, ohne erröten zu müssen, so wiederum stehen Männer und Frauen im Herzen Europas und klagen das Schicksal an, das ihnen eine ungeheure Gewissensschuld aufbürden will, weil eine Verbrecherregierung ihr Volksvertrauen durch Lügen und List erschlichen hatte. In blindem Glauben an die Rechtschaffenheit und Erhabenheit ihres Staatsober­hauptes, dessen eiskalte Berechnungen und geheime Wege zu den vielen Verbrechen es weder ahnen noch wissen konnte, hatte es ihm durch seine Wahlstimmen die Bahn zu seinem Verbrechen freigegeben.

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So schlimm nun die furchtbaren Lehren unserer Ge­fangenschaft und die damit verbundenen Auswirkun­gen auch sein mögen, ein Gutes, und zwar ein unersetz­lich Gutes, haben sie uns gebracht: die Annäherung der verschiedenen Volksseelen untereinander."

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