Kitty wußte trotz ihrer unsagbaren Schwäche, wie tief sich Peter quälte, daß sie so krank war, und wie er sich mühte, sie zu bessern.

Die hilfsbereite und tatkräftige Hand Irinas tat auch wohl und gab ihr Sicherheit, aber von Peter strömte alles Leben zu ihr herüber. Seine Hände besaßen Heil­kraft. Seine tief religiöse Menschlichkeit gab ihr Trost und Stärkung, so daß sie anfing, an eine Besserung zu glauben. Nie saß sie mehr aufrecht im Bett und betete, sondern sie lag gestreckt und schlief meistens.

,, Peter", hatte sie ihm vertraut ,,, seitdem du mich gei­stig aufwecktest, habe ich kein Bedürfnis mehr, anhal­tend zu beten. Mein Körper hat an Festigkeit gewon­nen."

,, Dank dem Himmel, daß es mir glückte, meine Kitty." ,, Ich weiß nicht, warum ich es tat. Aber ich denke, die Seele wollte zu Gott, weil der Körper zu schwach ward."

,, Grüble nicht darüber nach, meine Herzenskitty, son­dern schlummere, damit du gesund wirst."

Peter nahm sie in seine Arme, legte ihren Kopf an seine Brust und küßte sie innig.

,, Sei tapfer, Liebling, banne alle trüben Gedanken, laß das Licht, was uns die Natur schenkt, auch durch dein Inneres strömen. Bewahre dir aber die Kraft deines Gebetes, denn ohne Gott vermögen wir Menschen nichts."

Er strich ihr sanft über Stirn und Wangen. Kitty atmete ruhig und schloß die Augen.

Peter sah an Kittys Anstrengungen in den schmerz­haften Augenblicken, wie sie ihr Leiden zu unterdrük­ken suchte. Dann bebte sein Herz und er litt mit ihr. Wenn die Anfälle kamen und sie stoßweise atmete, dann ersehnte er nichts als schnellste Heimkehr. Und wenn Schwester Irina mit den ärztlichen Mitteln ver­suchte, die Schmerzen zu lindern, war er hernach selbst so erschüttert, als hätte er den Schmerz überstanden. Sollte sie doch im Schatten des Todes stehen? Und

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