Peter Vagas nahm das Heft, auf dessen erster Seite zu lesen stand: Kittys Aufzeichnungen.

Peter hatte die federleichte Kranke selber die Treppe hinuntergetragen und sie dann mit Hilfe Schwester Irinas auf das vorbereitete Lager gebettet.

Währenddessen hatten hilfsbereite junge Schwestern die wenigen Habseligkeiten Kitty Bergners im Wagen verstaut.

Peter beugte sich über die Kranke. Sie schlummerte. Dr. Gutmann fand eine Bromtablette für angebracht, um die Unruhe der Abreise zu überbrücken.

Immer wieder pregte Vagas des Arztes Hand und fand nicht genug Worte des Dankes.

,, Sind Sie jetzt beruhigt", fragte dieser mit tiefer Stimme ,,, ist nun alles gut?"

Peter atmete tief auf.

,, Mir erscheint es wie ein Wunder, daß ich jetzt mit meiner Kitty in die Heimat fahre, und daß nur noch

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die Erinnerung an Theresienstadt und an unsere Toten zurückbleibt."

Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn.

,, Dieses Glück,- ich fasse es immer noch nicht." ,, Und doch ist es Wahrheit!" sagte Dr. Gutmann. ,, Aber ein Wunder, fast unfaßbar, daß gerade wir die­ser Hölle entronnen sind, wo doch so viele unschuldige, wertvolle Menschen sterben mußten."

Schwester Irina, die in der Nähe stand, wandte sich bewegt ab.

,, Sonja", murmelten ihre Lippen.

,, Und daß Kitty am Leben blieb, verdanke ich Ihnen, Dr. Gutmann, aber auch Ihnen, liebe Schwester Irina!" Er führte ihre Hand an seine Lippen.

,, Kitty ist mir wie eine Tochter. Alle meine Lieben sind tot. Sonja, Magdalene,--."

Manez hatte die Scheinwerfer seines Autos angestellt und dann die Wagentür geöffnet. Er setzte sich ans Steuer. Auch die Reisenden nahmen Platz. Der Licht­schein warf sich in den von alten Bäumen begrenzten

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