Die Sorge um sie hatte dauernd an seinem Herzen ge­nagt. Aber er hatte keine Möglichkeit gehabt, früher aus Prag herauszukommen.

Ein Geräusch von der Tür her ließ beide aus dem Nachdenken aufsehen. Sie hatte sich geöffnet. Eine Schwester näherte sich den Wartenden. Sie war völlig schwarz gekleidet, nur die weiße Schürze und Haube verrieten ihren Beruf. Auf ihrem schönen Gesicht lag der Ausdruck tiefster Schwermut, doch die hellen, grauen Augen bezeugten durch ihre Leuchtkraft noch Jugend und Lebenswillen.

Peter stutzte.

,, Frau Lupiskaja", rief er erstaunt aus ,,, Sie sind hier, Schwester?"

,, Ja! Schwester Irina, schon seit einem halben Jahr. Sie haben lange Zeit gebraucht, Herr Doktor Vagas, bis Sie sich nach Frau Bergner erkundigen. Jetzt ist es wohl zu spät. Die Kranke hat dauernd in ihren Fieberphanta­sien nach Ihnen verlangt. Wir hatten uns bemüht, Sie ausfindig zu machen, doch vergeblich.

Aus den wirren Träumen vernahmen wir immer Ihren Namen ,, Peter". Wir forschten nach, aber niemand konnte uns Auskunft geben."

,, Sie suchten mich?" stieß Peter atemlos hervor.

,, Ja, wir mußten mit dem Ableben der Kranken rech­nen und wollten ihr noch eine Freude machen."

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Wie sollten Sie auch auf den Gedanken kommen, daß ich fluchtartig Theresienstadt verlassen mußte. Ge­wik nahmen Sie an, ich sei in einen Transport gekom­men und weilte jenseits der Grenze."

,, Ja, so sagte man es ihr auch. Danach lag Frau Berg­ner lange zwischen Tod und Leben."

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Peter war aufs tiefste erschüttert. Nun hatte sie ihn doch zum Schluß geliebt. Ihn, und niemand anders. Nun bat er den Himmel um Rettung. Auf die Knie hätte er sich werfen mögen und flehen.

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,, Es ist eine lange Geschichte, und unmöglich kann ich sie Ihnen in zwei Worten erzählen. Ich bitte Sie herz­

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