jetzt freigewordenen Gefangenen, die russischen Truppen in Theresienstadt ein.
Von dem Taumel der Begeisterung und dem Freudenrausch der erlösten Menschen kann sich niemand eine Vorstellung machen, der dieses nicht selbst miterlebt hatte.
In den Kasernenhöfen wurde es lebendig, es wurde gesungen und getanzt. Überall hörte man Musik.
Die Gefangenen, nun freie Menschen, waren wie die Kinder. Sie wußten sich in ihrer Freude nicht genug zu tun an Übermut und ausgelassener Stimmung. Sie waren wie verzaubert von der seltsam fremden Welt ihrer russischen Befreier, die sie plötzlich umgab.
Ihre Augen und Herzen genossen wieder, wie einst, den Frühling. Sie durften sich innerhalb und außerhalb des Lagers frei bewegen.
Es feierten mit der Jugend auch die Alteren, sie standen mit gefalteten Händen und Tränen in den Augen und schauten dem Spiel zu.
Und rings die Natur prangte in üppigster Frühlingsschönheit.
An diesem Tage war alles in Licht und Sonne getaucht.
Die jetzt freien Menschen durften mit einem Erlaubnisschein der russischen Kommandantur aus dem Lager hinaus in die Wälder und Felder der Umgebung wandern, auch zu den benachbarten Dörfern, aber wenn der Abend sich herniedersenkte, mußten sie ins Lager zurückkehren.
Überall tausendfältiges Leben, längs der Wiesen, im Getreidefeld, in den Hecken! Überall schwingt und klingt es mit im Chor der jubilierenden Vögel.
Und wenn die Dämmerung ihre leichten Schatten über Theresienstadt legte, erwachte immer aufs neue die Verzückung und Freude über die wiedergewonnene Freiheit. Dann flammten alle Lichter in Theresienstadt auf, und die ganze Stadt schien in ein einziges Lichtmeer getaucht.
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