Peters Bild in der Erinnerung von ihren Augen. Er war ihr doch mehr gewesen als ein Kamerad. Es schien, als gewönne er immer mehr in der Erinnerung.
Das Sterben in Theresienstadt hielt nach wie vor an. Wer nicht im Trott weiterlaufen konnte, am Wege stehen blieb und niederfiel, würde bald sterben. Rücksicht nahm in Theresienstadt keiner. Jeder war bedacht auf eigene, gesundheitliche Sicherheit.
Die verheerende Wirkung der vielen Todesfälle durch die ansteigenden Kurven der Typhus -, Hunger-, Lungenkranken und Selbstmorde trat immer stärker in Erscheinung.
Die Warnungstafeln an den Kasernen und Häusern halfen nicht den Tod verdrängen.
Morgens beim Aufstehen schmerzten die Glieder von der Härte des Lagers. Aber ein eiserner Wille zwang den Körper in die Höhe. Nein, noch war man nicht am Ende seiner Kraft. Manche gingen gekrümmt, als hätten sie dauerndes Leibweh. Es war Schwäche. Der Rücken blieb nicht gerade, er beugte sich, als trüge er eine Last. Oder viele senkten ihre Köpfe, als suchten sie verlorene Gegenstände auf dem Boden. Sahen sie dann plötzlich auf, dann verrieten ihre Blicke Verzweiflung.
Auch der Irrsinn meldete sich häufig wieder. Gestern wurde eine Frau abgeholt. Sie hatte die Idee, als lebe sie unter Tieren, sie behauptete nämlich, sie könne nicht dauernd mit Affen eingesperrt sein, sie müsse wieder zu den Menschen zurückkehren.
Man wußte nie, welches Ende man selber einmal nehmen würde. Diese mörderische Ungewißheit brannte wie Feuer und rief eine höllische Angst hervor.
Tag für Tag ging hin. Woche schloß sich an Woche. Plötzlich war ein Monat zu Ende, und man wußte nicht wie. Aber die Lage blieb dieselbe. Eigentlich war alles gleichgültig, am liebsten, man läge sich hin, um nie wieder aufzustehen. Aber dann wurde man hellwach und ertappte sich erschrocken auf diese zersetzenden Gedanken und rappelte sich wieder hoch, diesen lichten
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