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,, Sie haben aber Glück gehabt", meinte der Haus­älteste einige Tage später. Sie befinden sich nicht auf der Liste und brauchen somit nicht in den Transport zu gehen."

,, Gott , Gott, du hast mich beschützt. Wie wunderbar ist diese Fügung. Tausende Menschen warten fertig gerüstet zum Abmarsch in den Transport mit trotzigen, vergrämten Gesichtern. Nur ich darf hierbleiben. Gott im Himmel, Dank!" so betete Kitty, als sie die Nach­richt vernahm.

In der Färberei musterten die Kolleginnen Kitty wie ein Wunder, als sie lächelnden Gesichtes den nächsten Tag zur Arbeit antrat. Viele Kolleginnen, auch Misch­linge, wie sie selbst, fehlten. Sie waren in den Trans­port gekommen. Kitty zerbrach sich nicht den Kopf, welchem Glücksfall sie diese Wendung ihres Schicksals zu verdanken habe. Sie grübelte nicht darüber nach. Aber trotzdem, wenn ihr auch sonst alles gleichgültig war, was in Theresienstadt mit ihr geschah, eine Ver­änderung des Ortes scheute sie auf alle Fälle.

Die einzige Sorge, die sie hatte, war, ob Peter hier­geblieben sei. Ihr Zusammenleben hatte ja einen Riẞ erhalten durch den damaligen Auftritt auf der Bastei . Sie hatte Peter seit Wochen nicht gesehen. Wer hätte gedacht, daß ihre Entscheidung einen solchen Um­schwung zwischen ihnen hervorrufen konnte. Sie am allerwenigsten. Damals als der Sturm losbrach, und er wie ein Berserker in seiner Wildheit auf sie eindrang, war sie unfähig, diesem brüllenden Chaos einen Damm entgegenzusetzen. Hatte Peter damals die Besinnung verloren? Oder hatte sie ihn zu sehr verletzt?

Nun war sie in Wahrheit allein, ganz allein. Wie sehr hatte ihr davor gegraut.

Wie durch eine Wüste wandelte sie jetzt durch The­resienstadt. Und die Arbeit fiel noch mal so schwer. Nun klang alles nach, was gewesen war. Immer stand

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