tung für die verzweifelten Seelen die Gefangenen auf­zurütteln und zu trösten.

Somit wurden sie von dem Weg der Verzweiflung hinweggeführt und getröstet. Ja, gewiß getröstet.

Aber dieser Trost, der von seiten der evangeli­schen, jüdischen und katholischen Gemeinde in hin­gebender Weise gespendet wurde, hielt nicht lange an. Es war, als wenn ein Fieberkranker zu wenig Chinin bekam.

Der furchtbar schwere Lebenskampf innerhalb The­resienstadts mit seiner zerstörenden Gewalt, der völ­ligen Hoffnungslosigkeit, ließ auch die gläubigste Natur ermatten.

Die Eingeschlossenen sahen ihr Leben langsam ver­siechen und in Schutt und Trümmer gehen. Die Mut­losigkeit behielt, trotz des noch so sehr gefestigten Glaubens und des sich dem Willen Gottes unterstel­lenden Geistes, die Oberhand.

Ein unausdenkbar gewaltiges Geschehen zog ihr Leben wie ein Strudel in den Abgrund. Das Umsich­greifen einer satanischen Macht, die weder nach Recht noch Gesetz fragte, noch irgendwie ein Gefühl der Ver­antwortung zu haben schien, ließ die Mutlosigkeit an­wachsen und auch die Geistesverwirrungen erklären, deren gespenstisches Auftauchen sich immer wieder bemerkbar machte.

Lagerkommandant Heindel! Dieser Name hatte sich mit demjenigen Joeckls mit allen Schrecken in die Her­zen der Gefangenen eingegraben. Ihre Tagesbefehle enthielten die härtesten und bösartigsten Verordnun­gen. Bei kleinsten Verfehlungen gleich die Todesstrafe.

Jetzt war ein neuer Lagerkommandant in Theresien­stadt eingetroffen. Sein Name war Rahm. Jedoch lie­Ben seine Tagesbefehle nichts an Strenge zu wünschen übrig. Die Wochenrationen blieben unter seiner Leitung dieselben, das Essen knapp wie immer und ohne Nähr­wert. Auch die lebensgefährlichen Sodasuppen, dünn und grau wie Spülwasser, kamen immer wieder zur

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