Ausgabe. Die wöchentlichen Zuteilungen an Margarine, Zucker, Brot in der gleichen Höhe wie früher. Auch die Arbeitenden bekamen keine höheren Zulagen.

Doch man hoffte, vielleicht wird dieser neue Lager­kommandant milder sein als seine Vorgänger.

Wußten diese Leute in der SS- Lagerkommandantur, die sich täglich drei- bis viermal gründlich sattaẞen, wußten die, wie weh Hunger tat?

Fragten sie sich nicht ein einziges Mal am Tage, ob die Sünden, die sie durch ihr schmähliches Verhalten auf sich luden, nicht später vergolten werden müßten? Und zwar auf eine ganz natürliche Art: durch einen Wechsel der Geschehnisse. Folgt nicht auf eine noch so dunkle Nacht ein Morgen? Kann sich die Finsternis nicht plötzlich in Licht verwandeln, oder mit anderen Worten, kann Gott nicht plötzlich seine unsichtbaren Gewalten offenbaren?

Hat nicht einer von jenen modernen Sklavenhaltern ein Gewissen, das ihm sagt, wie viele Schwielen an den Händen der rastlos zur Arbeit getriebenen Gefangenen sitzen, wie viele Tränen die Eingeschlossenen in ihrer Verzweiflung vergossen haben? Und wenn ihre in der Not stumm um Hilfe bettelnden Augen, voller Anklagen tausendfältiger Leiden, vor seinem Geiste auftauchen, schlägt ihm da nicht ein einziges Mal das Gewissen? Die innere Gottesstimme, die uns als Mahnerin mit auf den Erdenweg gegeben wurde? Wacht sie nicht auf und ruft mit Donnerstimme den Sünder von seinem fluch­würdigen Pfade zurück?

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Oh, wohl dem, der zur rechten Zeit und Stunde die­sem Rufe folgen kann. In grauen Zeiten, vor Jahr­tausenden, gab es Sklavenhalter, die Pyramiden, jene Königsgräber, bauen ließen, woran an einer allein Hunderttausende von Sklaven dreißig Jahre schleppten. Dann gab es die Sklaven in den Galeerenschiffen, wel­che an den Ruderbänken mit Ketten angeschmiedet waren. Nach Aufhebung dieser schändlichen Grausam­keit kam das Bagno. Vielleicht lag ihnen die Ver­

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