,, Also, ich kam vom Dienst heim, Helga lag noch so wie am Morgen auf ihrem Lager. Das Frühstück stand unberührt vor ihr. Ich bat sie, zu essen. Vergebens! Sie sah mich fremd an und schüttelte den Kopf, dann hatte sie ihr Gesicht zur Seite gedreht und tat, als ob sie schlief. Der Blockarzt hatte Ruhe verordnet, und ich störte sie darum nicht weiter. Du weißt, seit dem unseligen 9. November, wo wir alle die furchtbaren Qualen durchmachen mußten, konnte sich Helga nicht wieder von ihrer Schwäche erholen. Sie versuchte häufig aufzusfehen, aber sie war nicht fest auf ihren Füßen und klappte einfach zusammen. Seitdem hat sie eine merkwürdige Idee. Sie sagte nämlich: Wer nicht arbeitet, darf auch nicht essen.' Damit setzte die Krankheit ein."
,, Denke dir, Peter, dieses lebhafte, stets bewegliche kleine Wesen kann sich nicht mehr von ihrem Lager erheben. Und sie, die mich mit einem Blick, einem Händedruck verstand, die nicht einen Widerspruch getan hatte, solange ich sie kenne, deren Zustimmung ich in allen Lagen des Lebens sicher war, hörte nicht mehr auf mich und kehrte plötzlich ein ganz neues, fremdes Wesen heraus. Das hatte sich schon seit einiger Zeit bemerkbar gemacht. Zwar sanft und bittend, ja fast klagend, aber sie tat immer nur nach ihrem Willen."
Hans atmete hörbar und machte eine Pause. Mit tränennassen Augen sah er zu Peter auf.
,, Armer Hans, ich verstehe deinen Schmerz."
Und dann fuhr Hans Anthony fort und schilderte den Vorgang wie folgt:„ Ich wußte mir in meiner entsetzlichen Angst nicht mehr zu helfen, und wandte mich daher an den Arzt Prof. Sten von der psychiatrischen Klinik."
,, Und er ist gekommen?" fragte Peter.
,, Ja, heute! Er setzte sich sogleich zu Helga ans Bett, nahm ihre zarte Hand und stellte seine Fragen." ,, Nun, wie geht es Ihnen? Worüber klagen Sie?" hatte der Professor gefragt.
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