erhielt plötzlich durch diesen Wechsel eine neue Note. Niemand verstand, was das zu bedeuten hatte.

Am Anfang war jede Musik verboten gewesen, die Künstler mußten in Kellern und hinter schalldichten Wänden heimlich ihre Übungen machen. Dann wurde das kleine Kaffee eröffnet mit der Bewilligung von Konzerten und Vorträgen und nun gar die tägliche Musikkapelle.

Was hatte das zu bedeuten?

Die grünen Rasenflächen, das ganze bunte farbige Bild nahm sich zuerst ganz unwirklich aus. Noch mehr die auf den Bänken sitzenden Menschen, die dem Spiel der Musikkapelle lauschten.

Kitty floh vor jeder Musik. Sie bekam einen Druck in der Herzgegend, der ihr den Atem nahm. Aber wenn der Marktplatz menschenleer war, begab sie sich in ihrer Freizeit dorthin.

Sie setzte sich dann einer Kirche gegenüber, welche schon häufig das Ziel ihrer Spaziergänge gewesen war. Sie war von einem wuchtigen, eigenartigen Stil, mit einer mächtigen Einganspforte, deren große Flügel lei­der stets verschlossen blieben. Aus diesem Bau sprach eine feine Kultur. Wie gern wäre Kitty einmal in das Innere des Gotteshauses eingetreten. Aber es lag stumm da, wie ein Grabmal, nie öffneten sich seine Türen.

In der Ferne zeigten sich die Silhouetten der Sude­tenkette, und diese gaben einen Rahmen zu dem Bilde Theresienstadts ab.

Wie köstlich mußte es sein, in froher Gesellschaft von der Höhe jener Berge über die vielen Baumkuppen hinweg in das tiefe Tal dieses Ortes zu blicken.

Auch würde, wenn es nicht verboten wäre, ein Gang spät abends am Wasser entlang sehr stimmungsvoll sein, sobald Mondesschimmer über dem Ganzen geheim­nisvoll lag und die Landschaft durch Licht und Schatten veränderte. Dort, wo an der anderen Seite der Brücke der Posten stand, und der Weg in die Freiheit führte.

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