Peter hob sie sogleich in die Höhe und bettete ihren Kopf an seine Brust.
,, Was ist mit dir, Kitty?"
Es war ein völliges Erschöpffsein, ein Versagen. Er ließ sie ruhen. Nach einer Weile fragte er wieder.
,, Nun sprich, kann ich dir helfen?"
Kitty hatte sich aufgerichtet und umklammerte seinen Arm. Er sah, daß sie geweint hatte.
,, Peter, Furchtbares ist mir geschehen, niemals wieder, solange ich hier in Theresienstadt bin, darf ich solche Musik hören. Musik ist Seelensprache. Sie spricht zu mir mit solcher intensiven Gewalt, daß ich meine, den Verstand zu verlieren."
Peter zuckte zusammen.
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,, Hineingepreßt in dieses furchtbare Dasein, das mir. nicht gehört, Tag für Tag,-- dasselbe-, oh, Peter, wie feige ist der Mensch, es wäre viel, viel besser zu sterben!"
Angst schnürte Peter die Kehle zu.
Kitty zitterte unausgesetzt. Er zog sie wieder dicht an sich heran und streichelte ihren Kopf und ihre Schultern. Immer wieder drückte er sie an sich.
,, Deine Erschütterung erfolgte durch die Wechselbeziehung deines jetzigen zu dem früheren Leben. Durch diese Gegenüberstellung wurdest du dir deiner Lage eindringlicher als sonst wohl bewußt. Das ist die einfache Erklärung. Du brauchst nicht zu befürchten, den Verstand zu verlieren. Ich bin in der gleichen Lage, doch mein früheres Leben spielte sich nicht in einer künstlerischen Atmosphäre ab, sondern in nüchterner, ernster Arbeit, die ich heute noch weiter ausübe. Würdest du dich dauernd hier künstlerisch betätigen, so würde das alles zur Gewohnheit werden, und du würdest solche Anfälle, wie eben, nie mehr bekommen. Aber das Seltene, Ungewohnte übt die Wirkung auf unsere Seelen aus."
Kitty weinte jetzt, und langsam löste sich der innere Krampf.
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