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Kitty wollte bei ihrem geschwächten Körper immer noch Leistungen geben. Trotzdem sie länger als andere Kolleginnen in Theresienstadt gefangen war.
Der Betrieb in der Färberei verlangte eigentlich Männerkraft und nicht die der schwachen Frauen, aber danach fragte die SS - Kommandantur nicht. Die Arbeiter, die sonst die hochgestapelten Körbe mit der nassen, gefärbten Wäsche und Kleidungsstücke nach dem Boden der Magdeburger Kaserne hinaufschafften, waren sämtlich in den letzten Transport gekommen. Nun mußten die Frauen auch diese Arbeit noch übernehmen.
Es war gewiß keine Kleinigkeit, fünf hohe Treppen mit diesen schweren Körben nach dem Boden hinaufzusteigen. Sie konnten es nur unter Aufbietung aller Kräfte. Wenn die Lasten endlich oben standen, mußten die nassen Stücke auf dem zugigen, eiskalten Boden aufgehängt werden. Sobald sie getrocknet waren, standen schon wieder neu aufgefüllte Körbe mit nassen Tüchern und Kleidern bereit.
So riß die Arbeit nie ab. Fertig wurde man überhaupt nicht. Und ein Aufhören oder Stillstand kam gar nicht in Frage.
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Wie die Sterne am nächtlichen Himmel, so strahlten die Taten der Ärzte durch das Dunkel der Gefangenschaft.
Ja, die Menschen mußten Gott danken, von dieser Seite immer Hilfe in ihrer Lage zu erhalten. Leicht hatten es die Ärzte keineswegs, sowohl durch die Abhängigkeit vom Kontrollarzt, der immer das letzte, entscheidende Wort zu sprechen hatte, als auch von der SS- Lagerkommandantur, die die strengsten Richtlinien für die Krankschreibung der Patienten bestimmten. Die Ärzte wurden häufig mit groben Worten angeschrien und die Karteikarten der Patienten argwöhnisch geprüft.
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