Der Aufpasser schimpfte und versuchte, sie zurückzuholen, aber sie waren schon zu weit weggelaufen.
Sie können sich denken, Bergner, wie wir alle erschrocken waren. Es zittern mir noch die Glieder."
Kitty tat keine Frage mehr, weil sonst der Zorn ihr die ruhige Vernunft geraubt hätte.
Das war ja furchtbar. Sie ging schweigsam und insich gekehrt herum. Ohne Lächeln tat sie ihre Pflicht. Weininger kam herein.
,, Morgen früh melden sich die nächsten drei Damen zum Urnenfragen bei der Partieführerin im Hof. Die Arbeit wird extra bezahlt mit einer Dose Pastete, das wissen Sie ja, meine Damen!"
Die Sachse sprang ihn an.
,, Mach', daß du rauskommst! Sch... auf deine Pastete. Die kannste dir an den Hut stecken!" schrie sie erbost.
Weininger war hinausgegangen.
Kitty war totenbleich geworden. Jetzt kam die Reihe an sie. Jeder mußte dieses Amt des Urnenfragens einmal übernehmen, das wußte sie. Sie ging nach Schluß der Arbeitszeit in den Nebenraum, die Putzerei, wo der Ingenieur Weininger sich aufhielt.
,, Herr Ingenieur, es geht über meine Kraft, ich kann die Urnen mit der Asche der Toten nicht in die Elbe werfen."
Weininger schüttelte den Kopf.
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,, Ich darf keine Ausnahme machen,- aber, er zwinkerte mit dem rechten Auge ,,, Krankheit entschuldigt." Sie hatte den Wink wohl verstanden. Kitty wandte sich zur Tür. Aber die Kontrolle bei der Krankschreibung war zu scharf. Nein, sie konnte sich dieser furchtbaren Aufgabe nicht entziehen. Sie mußte das traurige Amt des Urnentragens übernehmen, die Toten aus ihrer Ruhe schrecken und ins Wasser stürzen. So, wie es satanische Menschen in ihrem Machtgefühl befohlen hatten.
Oh, könnte man dieses Unrecht in alle Welt schreien.
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