Wehmut, als ob sie innerlich weinte. Schnell war die Stunde der Andacht vorüber.

Aller Augen, noch voll vom Dunkel des Bodenraumes, mußten sich erst an das Gleißen und Flimmern des jun­gen Sommermorgens gewöhnen.

Draußen lag Sonnenschein, festlicher Glanz.

Selbst die Gipfel des klar hervortretenden Sudeten­gebirges frugen heute Kronen.

Doch jetzt mußten sich die Gedanken losreißen von dem Glanz und der Pracht des morgendlichen Sonn­tages, jetzt hieß es: Zurück an die Arbeit. Für die Täti­gen in Theresienstadt gab es keine Fest- und Feiertage. Peter und Kitty gaben sich die Hand zum Abschied, und ein jeder eilte seinen Pflichten nach.

Kitty trat durch die Tür der Färberei. Ein ohrenbetäu­bendes Geschrei schlug ihr entgegen. Alle feiertägige Stimmung war sofort verflogen. Eine Kollegin stand vor der anderen, einer gewissen Frau Schwarz, und schrie sie an: ,, Was, Sie wollen Ihren blinden Mann allein in Theresienstadt zurücklassen? Das können Sie als Gat­tin und fürsorgliche Frau nicht verantworten."

,, Meine Tochter lasse ich nicht allein in den Transport gehen. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich zu mel­den. Für meinen Mann wird gesorgt. Alles das hat man mir genau gesagt."

,, Immerhin finde ich Ihr Verhalten Ihrem Manne gegen­über unrecht. Er ist doch blind und hilflos. Stellen Sie sich doch mal seine Lage vor, wenn er ohne Frau und Tochter ist."

Die anderen Frauen hatten sich in diesen Meinungs­austausch nicht hineingemischt. Aber sie fragten jetzt untereinander:

"

Wie geht eigentlich solcher Transport vonstatten? Ich habe keinerlei Vorstellung, wohin die vielen Menschen verschickt werden."

Eine andere antwortete: ,, Es ist nicht so schwer, sich das Wohin auszumalen. Sie werden eben da eingesetzt, wo Arbeitsmangel herrscht."

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