Schutz gegen das überhandnehmen der Kartoffeldieb­stähle eingeführt.

Es wurden in den großen Kasernen, wo viele Hunderte von Schälerinnen beschäftigt wurden, unheimlich viel Kartoffeln gestohlen.

Um diesen Mißstand zu beheben, hatte man eben sehr strenge Maßnahmen ergriffen.

Aber wie es immer ist, die kleinen Diebe hängt man, die großen läßt man laufen.

Es muß nämlich gesagt werden, was an großen Men­gen aus den Küchen und der Proviantur gestohlen und fortgeschafft wurde, spottet jeder Beschreibung.

Aber Hunger tut weh!

Unter gräßlichem Herzklopfen hatte Kitty auch einmal ihre Tasche voll Kartoffeln gestopft.

Sie hatte Glück und zog die blaue Kugel, somit konnte sie ihren Schatz ungehindert nach Hause tragen.

Aber trotz des herrlichen Gefühls, sich nun drei Tage gründlich sattessen zu können, wollte sie nie und nim­mer wieder solche Höllenpein durchmachen.

Die Wonne war nicht zu beschreiben, als Kitty den vollen Topf mit den abgeschälten und gekochten Kar­toffeln vor sich stehen hatte und dazu Salz und eine Spur Margarine tat.

Kein Hochzeitsmahl schmeckte ihr so köstlich.

Kitty hatte heute ihr Meisterstück an Klugheit gelie­fert. Wie gewöhnlich stand sie inmitten der langen Reihe in der großen Kaserne und wartete vergeblich auf Nachschub. Nur ein paar Auserwählte hatten das Glück, eine Kelle Suppe zu erhalten.

Als sie das Vergebliche ihres Wartens erkannte, eilte sie in fliegender Hast über den Marktplatz ins Kinder­heim, um ihre verehrte frühere Vorgesetzte Frau Hey­mann noch anzutreffen.

Der Hunger quälte sie gar zu gewaltig, und sie hoffte, durch sie eine Kelle Suppe in den unteren Räumen ihrer Ausgabestelle zu bekommen.

Leider war die Leiterin bereits fortgegangen.

10 Philipp, Die Todgeweihten

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