die Frau Juda und erhielten von ihr einen gefüllten Topf mit Suppe.

Kitty dünkte sich wie ein Krösus . Natürlich konnte eine solche Extrazuwendung nicht immer erfolgen, aber zwei- mal in der Woche, sagte Frau Juda, dürften sie sich diese Rationen holen.

Ein angenehmes, ruhiges Arbeiten begann. Abends konnte Kitty mitunter kleine Extragaben mit nach Hause nehmen. Eigentlich durfte sie dieses auch nicht. Alle Lebensmittel sollten von den Arbeiterinnen dort ge- gessen werden, aber Kitty vertrug während des Arbei- tens keine Rohkost.

Nun konnte sie manchem eine Freude machen. Einmal war es eine rote Wurzel oder ein Stückchen Rübe oder eine Knolle rote Beete, die sie sich mit ihren Zimmer- genossinnen teilte.

Eines abends kam Kitty zähneklappernd nach Hause, redete konfuses Zeug und legte sich zu Bett. Das Essen gab sie ihrer Nachbarin.

Um Mitternacht wurde der Hausälteste Stehr geweckt, denn sie lag mit hochroten Wangen im Fieber. Sie glühte wie ein Ofen und hatte ihre Besinnung verloren. Der Hausälteste schickte zum Blockarzt Dr. Wolf, und der kam in der Frühe. Er stellte Blutvergiftung fest. Eine kleine Verletzung am Bein, die Kitty sich einige Tage vorher durch einen schweren Stoß an einer Kiste ge- holt hatte, hatte sich rasend schnell entzündet.

Kitty wäre ins Krankenhaus eingeliefert worden, wenn dort Platz gewesen wäre, so aber blieb sie auf ihrem Lager.

Drei Tage und drei Nächte schwebte sie in Lebens- gefahr, dann plötzlich sank das Fieber. Essen mochte Kitty nichts. Sie bekam nur ein wenig Milch eingeflößt. Das Brot im Beutel blieb unberührt.

In dieser Zeit hatte Kitty trotz des hohen Fiebers selt- same Dinge vernommen, die im Zimmer besprochen wurden. Sie staunte nämlich nicht wenig, als sie eines Tages ihren Namen hörte in einer Gruppe von Frauen,

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