rend auf der gegenüberliegenden die Sudetenkaserne lag, deren riesiger Halbmond fast die ganze Straßen­seite bis hinunter zu der Westgasse einnahm. Später wurde diese Kaserne von den übrigen Straßen durch ein hohe Mauer abgesondert und nur für die Lager­kommandantur reserviert.

Heute beherbergte sie noch das große Krankenhaus mit der Zentralniederlage aller Apothekermittel.

Dazu arbeiteten zwei Großküchen mit ihren Schäl­stuben und den Hunderten von Frauen dort. Es wurden nahezu 8000 Personen täglich verpflegt.

Am Ende der Seestraße lag noch eine Kaserne: die Jägerkaserne. Auf dieser Kaserne erhob sich die große Bastei mit ihren Sport- und Grünplätzen, von wo der Blick auf die Sudeten am schönsten war. Seit einiger Zeit war diese Bastei der Theresienstädter Bevölke­rung teilweise freigegeben.

Damals, an jenem Tage, als Frau Ellen Vagas von Bargen in dem großen prominenten Haus in der See­straße 2 erwartet wurde, herrschte dort große Auf­regung.

,, Frau Wienke!" rief in höchster Ekstase Frau Golden­berger, indem sie die Zimmertür im ersten Stock weit aufstieß; ,, Frau Wienke, Sie werden staunen und Sie, meine Damen, auch, so etwas haben wir hier noch nicht bei uns gehabt, denken Sie bloß, wie bekommen heute eine richtige Freifrau, eine Baronin von Bargen bei uns zu wohnen. Der Hausälteste, Herr Lauer, hat es mir soeben berichtet. Sie kann bald hier sein."

,, Nun", meinte Frau Wienke ruhig ,,, das ist kein Grund, sich aufzuregen. Hier gibt es genug vornehme Leute. Generalsgattinnen, Gräfinnen, ja sogar eine Prinzessin soll hier sein, habe ich gehört." Die kleine Frau Golden­berger war ganz aufgelöst auf ihr Bett gesunken. Sie war die Gattin eines Frankfurter Weinhändlers und allein in Theresienstadt. Man hatte sie wegen ihrer Gut­mütigkeit besonders gern.

,, Meine Damen", wandte sich Frau Wienke an die

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