So änderten sich abermals ihre Lebensumstände. Um nicht in den Hausdienst zu geraten, meldete sich Kitty sofort auf dem Arbeitsamt.

Dort wollte man sie nicht aus dem Gesundheitswesen entlassen. Im Jugendheim seien bereits neue Kinder­transporte aus Wien eingetroffen, und sie sei verpflich­tet, ihre Arbeit wieder aufzunehmen.

Mit Entsetzen hörte sie die Nachricht, verriet aber durch keine Bewegung ihre Gedanken; sie grüßte und verließ das Amt.

Von diesem Tage an bekam Kitty ein Zittern, und flammende Röte bedeckte häufig ihr Gesicht. Das ganze Nervensystem war angegriffen. Sie wurde krank. Der Arzt schob eine Ruhepause ein, so daß keine Kompli­kationen mit dem Arbeitsamt eintreten konnten.

Einige Zeit später meldete sich Kitty als Helferin in der Kinderküche. Der Blockarzt hatte es ihr nahegelegt, eine sitzende Beschäftigung vorläufig anzunehmen und demgemäß den Krankenschein ausgestellt.

Ihre neue Vorgesetzte, Frau Heymann, eine außer­ordentlich hübsche, sehr jugendliche Tschechin, empfing sie freundlich und äußerte nur ihre Bedenken wegen des blassen Aussehens der Bewerberin. Aber Kitty be­ruhigte sie freundlich und sagte, sie fühle sich ganz gesund.

Somit begann ein vollkommen neuer Lebensabschnitt für Kitty.

DIE MUTTER

Als Peter Vagas mit seiner Mutter vor einem Viertel­jahr in Theresienstadt ankam und von der Raumwirt­schaft nach der Seestraße 2 in das dort liegende künf­tige Heim seiner Mutter verwiesen wurde, staunte er über die schöne, breit angelegte Straße, in deren Mitte eine Allee von prächtigen, weit ausladenden Bäumen entlangführte.

Nur die eine Seite war mit Blockhäusern bebaut, wäh­

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