deburger Kaserne erreicht und die Kinder nach dem zweiten Stock, Zimmer 118, hinaufgeführt.
Hier war alles blendend hell erleuchtet. Die Beamten der Kommandantur saßen vor den langen Tischen mit ihren Akten vor sich, und jedes einzelne Kind wurde registriert. Sobald dieses erledigt war, bedeutete man den Schwestern, daß die Kinder vorläufig dort bleiben sollten, sie selber aber seien ihrer Pflicht enthoben und könnten alle zusammen nach Hause gehen.
Kitty atmete schwer, als sie auf die Straße trat. Etwas Entsetzliches pregte ihr Herz zusammen. Es war ihr so merkwürdig zumute, sie konnte es nicht beschreiben, was es war. Sie fühlte sich so arm, als wenn alle Hoffnung verloren sei, jetzt da die Kinder fortgeschickt waren. Endlich blieb sie stehen und brach mitten auf der Straße in ein hilfloses Weinen aus. Susi Arnstein ging neben ihr, und in dieser besonderen Stunde legte sie alle Strenge und Gehässigkeit ab. Sie nahm wortlos Kittys Hand. Sie tat ihr sehr leid.
77
-
Vielleicht kommen sie zurück und wir haben sie bald wieder dann wird alles anders zwischen uns. Glauben sie mir, Kitty."
1
Susi fühlte nun, daß der Verlust der Kinder Kitty härter traf als sie selber.
Immer wieder blickte sie auf Kitty, doch diese hielt den Kopf gesenkt und sah nicht die Rührung in dem sonst so herben Gesicht der Kollegin. Da hatten sich nun beide während der knappen Zeit ihrer Zusammenarbeit mit häßlichen Reden wehgetan, und nun war gewiß alle Arbeit im Jugendheim zu Ende.
Auch Susi war bedrückt und erkannte, daß die junge Schwester gar nicht so stolz war, wie sie immer meinte, sondern lieb und hilflos in ihrem Schmerz. Sie beschloß anders zu werden.
Kein Mensch hätte in den nächsten Tagen im Jugendheim sein können, ohne von dem Jammer miterfaßt zu werden, der das ganze Haus erfüllte. Es war so unheimlich ruhig und still, jetzt, da das Lärmen aufgehört hatte.
103


