Kitty mußte sich sehr viel gefallen lassen und kolli­dierte dauernd mit der Schwester Susi.

Im Zimmer der Kinder war beim Eintritt ihrer Schwe­ster Jubel, Lachen und Lärmen. Ein jedes Kind wollte zuerst von Kitty begrüßt sein. Alle Kinder hingen an Schwester Kitty, vom Sechsjährigen bis zu den älteren Zwölfjährigen. Das Messen der Kinder mußte sehr ge­wissenhaft erfolgen, damit jede Krankheit gleich im Keim erstickt wurde. Ach, wie waren die kleinen Jun­gen Kitty ans Herz gewachsen. Mit wahrer Liebe wurde jeder einzelne sorgfältig gewaschen und ins sauber zu­rechtgemachte Bett gelegt. Die gesunden Kinder durften dann aufbleiben, aber alle mußten bis zur Visite des Arztes im Zimmer warten. Am nächstfolgenden Tage, es war der 10. Dezember, wurde abends vor dem Nach­hausegehen ein Zettel von der Verwaltung des Jugend­heimes im Krankenzimmer der Schwestern abgegeben. Er hatte folgenden Wortlaut:

Sie werden aufgefordert, nach Erhalt dieser Vor­ladung am

11. Dezember 1942 um 2 Uhr früh in der Magdeburger Kaserne, II. Stock, Tür 118, mit den Kindern ihrer Aufsicht zu erscheinen und unbedingt alle Personaldokumente mitzubringen

Zentralsekretariat

Theresienstadt, am 10. 10. 1942

Alle Schwestern wurden auf diese Art verständigt, um die von ihnen befreuten Kinder an die angegebene Stelle zu führen.

Ganz verstört hatte Kitty die Nachricht empfangen, dann wurden die notwendigen Anordnungen getroffen, die die Verfügung betrafen.

Es war so dunkel auf den Straßen, daß man sich nur mit der größten Vorsicht mit den Hunderten von Kin­dern mühsam vortasten konnte. Taschenlampen durfte man nicht benutzen.

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Endlich, es dünkte jeden eine Ewigkeit, war die Mag­