,, Laß uns leiden, aus unserem Leid erblüht die gött­liche Seligkeit späterer Erlösung. Durch dieses furcht­bare Leid werden unsere Seelen geläutert und wir sel­ber zur richtigen Erkenntnis geführt."

Nun erst spürte Peter die Größe aus Hansens Wor­ten heraus.

Er umschlang ihn und drückte ihn fest an sich. Dann sprach er weiter.

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,, Hans, ich fange an, dich voll zu begreifen. Es ist eine große geschichtliche Zeitwende, vor der wir stehen. Wenn diese furchtbaren Erlebnisse hier in Theresien­jenen stadt denn wir sind lebendig begraben maßgebenden Weltmagnaten und großen jüdischen Persönlichkeiten jenseits des Meeres nicht Lehre genug geben,-- wenn unsere Todesschreie ungehört ver­hallen sollten, ist das jüdische Volk rettungslos verlo­ren."

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Peter seufzte tief auf.

,, Die Begründung deiner Vorschläge ist mir nicht neu, da ich durch meine Großmutter sehr weitreichende Be­griffe über das Judentum empfangen habe. Gerade, was das Kind in seiner ersten zarten Jugend gelehrt bekommt, gerade diese Eindrücke haften am schärfsten."

,, Gewiß, Peter! Ich freue mich, daß du die Bedeutung dieser Zeitwende richtig erfaßt hast. Gott sei Dank! Die meisten Menschen hier in Theresienstadt leben nicht in der Gegenwart, sondern in der Vergangenheit. Es ist der einzige Halt, den sie sich selber geben, um diese furchtbare Zeit lebend zu überwinden."

,, So findest du, daß die Vergleiche, die wir mit den heutigen Erlebnissen in Parallele ziehen, für die Jetzt­zeit nicht annehmbar sind?"

,, Das will ich nicht so kurzerhand ablehnen. Große Revolutionen, politische und religiöse Umwälzungen bringen die Zeitläufe in ihrer Bahn häufig mit sich, das lehrt die Geschichte. Auch die Kriege unter den Völ­kern entspringen den Stauungen gespannter ungelöster Probleme.

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