folgten Ankunft beschäftigten sich seine Gedanken fast ausschließlich mit dem Wohlergehen seiner Mutter, die durch ihre Gefangennahme und nachfolgende Verban­nung nach Theresienstadt entsetzlich gelitten hatte.

Ihm lag daran, daß diese feine, empfindsame Natur den großen Wechsel der Lebensverhältnisse nicht so gewaltsam spüre, und er versuchte das so gefährdete, teure Leben zu erhalten.

Mitunter schlug er sich vor die Stirn und fragte sich, ob er wirklich Dr. Peter Vagas sei, der Sohn des be­kannten Herrenreiters, Oberleutnant Horst Vagas, und ob die blasse Frau, mit der er in Theresienstadt eintraf, wirklich Freifrau Irene Vagas von Bargen heiße, oder ob alles nur ein Spuk, Halluzinationen einer über­reizten Phantasie bedeute? Die peinigenden, grausa­men Zustände der Gefangenschaft waren ihm klar ge­worden. Die Wirklichkeit war entsetzlich. So gedanken­voll war er, von dem Altesten Raf kommend, vor eini­gen Wochen über die Hauptstraße direkt seinem frühe­ren Freunde Hans Anthony in die Arme gelaufen.

Welche Schicksalsfügung!

Welch ein wunderbarer Zufall! Wie dankte er Gott, gerade den Menschen, den er am nötigsten brauchte, hier zu finden.

Nun war er ganz wach geworden und sah mit klaren Sinnen um sich. Es mußte eine Rettung geben.

Peter stand und kramte in seine Sachen herum, zwi­schen alten Büchern und Schriftstücken. Er hatte seinen Handkoffer vor sich stehen. Da hielt er plötzlich ein Bild in den Händen. Nachdenklich sah er in das reizende Gesicht und betrachtete es lange. Seine ohnehin sehr hübschen Zügen wurden weich. Es war sein Ideal, so­lange er denken konnte. Seine Jugendschwärmerei. Eine reizende Blondine mit sehr hellen, strahlenden Augen und einem Zug stolzer Würde in der Haltung.

Das Bild stellte seine Mutter dar in ihrer ersten Ju­gendblüte.

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