Jetzt war Fräulein Löwenherz scheinbar ganz ver­stummt.

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Eines Nachts es waren ungefähr vier Monate nach der Ankunft in Theresienstadt erschien der Haus­älteste mit einer Taschenlampe bewaffnet im Zimmer. Erschrocken richteten sich alle Frauen in die Höhe. Was war vorgefallen? Der Wachthund verkündete: ,, Ich habe vom Altestenrat Bescheid erhalten, daß ein Auf­ruf von der SS - Kommandantur erlassen worden sei für einen Transport. Die Damen, deren Namen ich jetzt auf­rufe, müssen sich sofort anziehen und sich zum Ab­marsch auf die Registratur bereithalten. Sie nehmen ihre Legitimationen und sonstigen wichtigen Papiere mit und stellen sich unten in dem Hof des Hauses auf." Er verlas 13 Namen.

Nach diesem Bericht verschwand der Hausälteste wie­der.

Wie ein aufgeregter Bienenschwarm summten nun die erregten Stimmen der aufgerufenen Frauen durch das Zimmer. Unter ihnen waren auch die Damen Larson. Kitty war aufgesprungen, hatte sich angezogen und war ihnen behilflich beim Ankleiden. Mit zitternden Händen suchten sie in ihrer Tasche nach den wichtigen Pa­pieren, die verlangt wurden. Dann traten ungefähr 13 Frauen ihren Gang in den Hof an. Die übrigen blie­ben in heller Aufregung zurück. Die genannten Frauen waren sämtlich Volljüdinnen. Auch Frau Michelsohn und die junge, liebreizende Frau Levy waren darunter.

Nach Ablauf von drei Stunden kehrten alle todmüde wieder zurück, so lange hatten sie auf ihre Abfertigung in der Kommandantur warten müssen.

An Schlaf war natürlich in dieser Nacht nicht mehr zu denken. Frau Böhme fragte jetzt erst Kitty, wie es käme, daß sie überhaupt nach Theresienstadt geschickt wor­den sei, da sie wüßte, daß sie keine Jüdin sei.

,, Ja, Lenchen, das kann ich dir leicht erklären. Nach den Nürnberger Gesetzen werde ich deshalb zum Juden­tum gerechnet, weil ich als Mischling ersten Grades,

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